Volkswagen, Europas größter Automobilhersteller, hat am Dienstag formell eine seit drei Jahrzehnten bestehende Arbeitsplatzsicherheitsvereinbarung mit den Arbeitnehmern gekündigt. Dies öffnet ab Juli 2025 die Tür für betriebsbedingte Kündigungen.
Zudem wurden Abkommen zur Beschäftigungssicherung von Auszubildenden und zur Regelung von Zeitarbeit aufgehoben. Erst letzte Woche hatte Volkswagen angekündigt, dass mögliche Werksschließungen oder Entlassungen aufgrund erheblicher aktueller Herausforderungen nicht ausgeschlossen werden könnten.
Zu diesen Herausforderungen zählen der schwierige Umstieg auf die Produktion von Elektrofahrzeugen, die rückläufigen Aussichten auf dem wichtigen chinesischen Markt und der harte Wettbewerb durch aufstrebende chinesische Automobilhersteller. Die finanzielle Performance lag hinter anderen Marken des Volkswagen-Konzerns zurück, zu dem auch Škoda, SEAT und Audi gehören.
Volkswagen strebt an, bis zum Ablauf der Vereinbarung im nächsten Jahr neue Lohnvereinbarungen und andere Abkommen mit der Gewerkschaft und dem Betriebsrat auszuhandeln. Das Unternehmen hat noch nie ein Werk in Deutschland geschlossen und weltweit keine Fabrik seit 1988.
„Dieser Zeitraum gibt uns die Gelegenheit, gemeinsam mit den Mitarbeitervertretern Lösungen zu finden, wie wir Volkswagen langfristig wettbewerbsfähig und zukunftsfähig machen können“, erklärte Personalvorstand Gunnar Kilian in einer Unternehmensmitteilung. „Wir müssen Volkswagen AG in die Lage versetzen, die Kosten in Deutschland auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken, um in neue Technologien und neue Produkte aus eigenen Mitteln zu investieren.“
VW beschäftigt insgesamt 120.000 Mitarbeiter in Deutschland, mehr als die Hälfte davon in Wolfsburg. Die Arbeitnehmervertreter haben einen intensiven Widerstand gegen mögliche Werksschließungen oder größere Einschnitte in die Belegschaft angekündigt.
Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter für Niedersachsen, sprach von einem „beispiellosen Angriff auf die gemeinsame, historische Tarifvereinbarung", mit dem VW die Situation unnötigerweise eskaliere. „Es ist besser, die Probleme gemeinsam und nicht gegeneinander zu lösen."
Durch die einseitige Kündigung der Arbeitsplatzsicherheitsvereinbarung „stellt Volkswagen die Mitbestimmung auf eine der härtesten Proben in der Unternehmensgeschichte“, so Gröger. Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo betonte am Dienstag, dass sich die Arbeiter „erbittert gegen diesen historischen Angriff auf unsere Arbeitsplätze wehren" würden. „Mit uns wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben."