Volkswagen plant, das Tempo bei der Entwicklung seines für 2027 vorgesehenen Einstiegs-Elektromodells erheblich zu steigern. "Der 20.000-Euro-VW wird durch ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis in puncto Design, Qualität, Ausstattung und Technologie neue Maßstäbe setzen", erklärte Vorstandsvorsitzender Oliver Blume während der Online-Hauptversammlung in Wolfsburg. Besonders bemerkenswert ist, dass die Entwicklungszeit mit 36 Monaten deutlich kürzer ausfallen soll als bei bisherigen Modellen.
Der Vorstand hatte kürzlich grünes Licht für das Modell unter dem Arbeitstitel ID.1 gegeben, um das Angebot an Elektrofahrzeugen auch im Einstiegssegment zu erweitern. "Wir halten unser Versprechen, bezahlbare Mobilität für alle Generationen anzubieten", betonte Blume. „Der Wagen ist ein echtes Sinnbild der Volkswagen-Markenidentität: aus Europa, für Europa.“
Blumes Bezugnahme auf "Europe Speed" hebt die Konkurrenzsituation mit den schnellen Entwicklungszyklen chinesischer Autofirmen hervor, die oft als "China Speed" bezeichnet werden. Chinesische Hersteller sind insbesondere im rasant wachsenden Elektroautomarkt in der Volksrepublik führend, während europäische Autobauer häufig Schwierigkeiten haben, diesem Tempo zu folgen. China gilt als der größte und wichtigste Automarkt der Welt, auch für deutsche Hersteller.
Wo das neue VW-Modell produziert wird, bleibt vorerst unklar. Deutschland scheidet jedoch als Produktionsstandort aus, wie Blume anmerkte. Schon der für 2026 geplante ID.2all zu einem Preis von 25.000 Euro wird aus Kostengründen bei der Konzerntochter Seat in Spanien gebaut.
Blume unterstrich die Bedeutung der Elektro-Mobilität für die Zukunft der Automobilindustrie und ruft die Politik zu mehr Unterstützung auf. "Der Hochlauf der E-Mobilität muss von allen Seiten unterstützt werden. Es bedarf eines klaren politischen Bekenntnisses zur E-Mobilität, realistischen CO2-Zielvorgaben und Planungssicherheit für die Industrie in der Gesetzgebung." In der EU gibt es inzwischen Forderungen, das Ziel, ab 2035 komplett auf E-Autos umzustellen, zu überdenken.
Die Hauptversammlung fand in diesem Jahr wieder online statt, nachdem Blume im letzten Jahr die Aktionäre noch in einer Messehalle in Berlin begrüßt hatte. Aktionärsvertreter übten Kritik an dieser Entscheidung, während VW sie mit Kostengründen rechtfertigte. Im Vorjahr hatten Klima- und Menschenrechtsaktivisten die Hauptversammlung erheblich gestört.