Die Vogelgrippe H5N1 zeigt in den USA ein überraschend hohes Maß an Infektionen in Milchviehbetrieben, was offenbar bislang unbeachtet blieb. Eine Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC ergab, dass rund sieben Prozent der getesteten Mitarbeiter entsprechender Betriebe sich mit dem Virus infiziert hatten, zumeist ohne schwere Symptome. Zwischen Juni und August wurden 115 Blutproben aus zwei Bundesstaaten untersucht, wovon acht eine frische Ansteckung mit H5N1 aufwiesen. Betroffen waren vornehmlich Personen, die Kühe melken oder Melkstände reinigen, wobei die Übertragung laut aktuellem Forschungsstand hauptsächlich über die Milch stattfindet.
Obwohl die Vogelgrippe unter Wildvögeln weltweit verbreitet ist und auch bei Säugetieren Ausbrüche verursacht, bleibt die Datenlage über das tatsächliche Infektionsausmaß in landwirtschaftlichen Betrieben vergleichsweise vage. Seit April wurden 46 leicht verlaufende Infektionsfälle unter Beschäftigten von Milchvieh- und Geflügelhöfen gemeldet. Eine zwischenmenschliche Übertragung konnte bislang nicht nachgewiesen werden, weshalb die CDC das Risiko für die allgemeine Bevölkerung weiterhin als gering einstuft.
Trotz der laufenden Überwachungsmaßnahmen zur Früherkennung und antiviralen Behandlung von Infektionen ist das vollständige Ausmaß der Zoonose von Kühen auf Menschen aufgrund mehrerer Hindernisse noch unklar. Viele betroffene Mitarbeiter zeigen keine schweren Symptome, und nicht alle Betriebe kooperieren bei den Testungen. Forschern bereitet die Möglichkeit einer verbesserten Virusadaption an Säugetiere Sorge, obwohl bisher keine Mutationen festgestellt wurden, die eine erhöhte Übertragbarkeit auf Menschen begünstigen könnten.