„27 Euro im Monat sind doch nichts“ – so oder ähnlich denken viele Arbeitnehmer, wenn es um vermögenswirksame Leistungen (VL) geht. Doch in sieben Jahren kann daraus eine ansehnliche Summe werden. Viele Deutsche lassen diese Zusatzleistung dennoch links liegen – aus Bequemlichkeit, Unwissenheit oder weil die vermeintlichen Hürden zu hoch sind.
Dabei könnte es kaum simpler sein: Arbeitgeber zahlen einen kleinen Beitrag, oft zwischen 6 und 40 Euro, und der Beschäftigte entscheidet, wie das Geld angelegt wird. Das Ergebnis? Ein kleiner Vermögensaufbau, der praktisch „geschenkt“ ist. Doch lohnt sich das in der Praxis wirklich?
Der Selbstversuch – Bürokratie bremst den Start
Der Einstieg ins VL-Sparen beginnt mit Ernüchterung: Viele Banken bieten nur altmodische Bausparverträge an, die in Zeiten hoher Inflation kaum Rendite bringen.
Die meisten Neobroker, die für ETF-Sparpläne beliebt sind, scheitern an den Anforderungen der VL-Struktur. Ein Beispiel? Bei Trade Republic oder Scalable Capital sucht man vergeblich nach einer Option, die VL-Einzahlungen verwaltet.
Die Begründung: VL-Zahlungen erfordern spezielle Konten und hohe bürokratische Standards.
„Der Aufwand steht nicht im Verhältnis zu den geringen Beträgen“, betonen Anbieter.
Dabei schlummern allein in Deutschland Millionen Euro, die monatlich verschenkt werden.
Sparpläne – wo gibt’s die beste Rendite?
Wer sich doch durch den Dschungel der Anbieter kämpft, stößt auf Alternativen: Plattformen wie „Oskar“ oder „finvesto“ bieten die Möglichkeit, VL in Fonds oder ETFs anzulegen. Ein MSCI-World-ETF beispielsweise, der breit gestreut in die globalen Aktienmärkte investiert, bietet langfristig Rendite.

Ein Beispiel verdeutlicht das Potenzial: Wer 2014 monatlich 27 Euro in einen VL-ETF-Sparplan investierte, hat heute etwa 6572 Euro angesammelt – mit Zinseszins-Effekt. Dabei wurde nur ein Kapital von rund 3267 Euro eingezahlt. Der Rest ist Wachstum.
Hürden und Kritik – lohnt sich der Aufwand?
Doch der Weg dorthin ist steinig. Selbst moderne Anbieter verlangen detaillierte Informationen zu Einkommen, Vermögen und Ausgaben, obwohl der VL-Beitrag fix ist und direkt vom Arbeitgeber kommt.
Ein zusätzlicher Abschreckungsfaktor: Jahresgebühren von 1 Prozent oder mehr. Bei kleinen Beträgen von maximal 40 Euro im Monat mindert das die Rendite.
Und die Nutzererfahrungen? Nicht immer positiv. Lange Übertragungsfristen, schlechte Erreichbarkeit und Unklarheit, wo das Geld letztlich verwaltet wird, sorgen für Misstrauen. Erfahrungsberichte bei Stiftung Warentest zeigen, dass VL-Sparer bei einigen Anbietern regelrecht im Regen stehen.
Ein unterschätzter Schatz für die „Mitte“
Dennoch bleibt die Methode gerade für junge Menschen und Geringverdiener ein attraktives Modell. VL-Sparen eignet sich als Einstieg in den Kapitalmarkt und hilft, finanzielle Disziplin zu entwickeln. Arbeitgeberzuschüsse, kombiniert mit staatlicher Förderung wie der Arbeitnehmer-Sparzulage, machen die VL zu einer lohnenden Option.
„Das VL-Modell könnte viel populärer sein, wenn der Zugang einfacher und die Angebote transparenter wären“, sagt Finanzexperte Thomas Müller. „Für viele Beschäftigte ist das eine erste Gelegenheit, langfristig Vermögen aufzubauen, ohne tief in die eigene Tasche zu greifen.“