18. Oktober, 2024

Märkte

Visa in der Schusslinie: US-Justizministerium erhebt Klage gegen Marktdominanz

Visa in der Schusslinie: US-Justizministerium erhebt Klage gegen Marktdominanz

Das US-Justizministerium erhebt schwere Vorwürfe gegen Visa und wirbelt die Finanzmärkte auf. Dem Zahlungsdienstleister wird vorgeworfen, den US-Debitkartenmarkt zu monopolisieren und die Konkurrenz systematisch aus dem Feld zu schlagen, um seinen Marktanteil von 60 Prozent abzusichern. Überraschenderweise erholte sich der Visa-Aktienkurs schnell von einem anfänglichen Kursrutsch.

Visa war bereits mehrfach ähnlichen rechtlichen Herausforderungen ausgesetzt. Die spannende Frage bleibt, ob jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, auf eine Wertsteigerung des dominanten Zahlungsriesen zu setzen.

Die Klage des Justizministeriums umfasst insbesondere zwei Hauptanschuldigungen: Zum einen soll Visa exklusive Vereinbarungen mit Händlern geschlossen haben, die andere Debitkartennetzwerke benachteiligen könnten. Zum anderen wird dem Unternehmen vorgeworfen, Abmachungen mit Technologiekonzernen wie Apple zu treffen, um eigene Zahlungsnetzwerke zu verhindern.

Doch trotz plausibel erscheinender Vorwürfe bleibt unklar, ob mögliche Einigungen zu einem Verlust von Marktanteilen führen würden. Visa genießt erhebliche Wettbewerbsvorteile, die über bloß ausschließende Deals und Einflussnahme auf technologische Plattformen hinausgehen.

Visa verfügt über ein weltweit weitgespanntes Netzwerk mit Milliarden von Karteninhabern und Millionen von Akzeptanzstellen. Ob Konkurrenten in der Lage sind, diese Kundenbindung zu durchbrechen, bleibt fraglich.

Auch die von Visa erhobenen Gebühren erscheinen nicht übertrieben. Zwar wird in der Klage von sieben Milliarden Dollar gesprochen, jedoch beträgt der Take-Rate-Anteil bei US-Debitkartentransaktionen nur 0,23 Prozent. Dafür garantiert das Unternehmen jedoch sofortige Zahlungsabwicklungen mit Betrugsschutz.

Vergangene Beschränkungen wie das Durbin Amendment von 2010 haben Visa nicht nachhaltig geschadet. Trotz global ansteigender Konkurrenz wachsen das Zahlungsvolumen und die Anzahl der Visa-Debitkarten stetig.

Obwohl Visa aktuell nicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist, könnte das Unternehmen von einem weltweiten Anstieg des Konsums und der Wirtschaft profitieren. Jedoch wird kein hyperwucherndes Wachstum erwartet, und Anleger sollten in Anbetracht der Klage nicht vorschnell verkaufen.

Einige Experten betrachten dennoch andere Aktien als vielversprechender. Der Motley Fool Stock Advisor etwa empfiehlt zehn Aktien, die in den kommenden Jahren ordentliche Renditen bieten könnten, während Visa nicht auf dieser Liste steht.