VinFast Auto hat von Anfang an großes Interesse geweckt und die Aufmerksamkeit von Investoren auf sich gezogen, die nach dem nächsten Tesla suchen. Dominierend auf dem Heimatmarkt Vietnam, bietet das Unternehmen überzeugende Kostenvorteile, eine hochmoderne Produktion und einen vermögenden Gründer. Zudem verfolgt VinFast ehrgeizige Expansionspläne für Europa und die USA. Doch in letzter Zeit zeigt sich die Euphorie verhalten, und Investoren ziehen sich zurück. Was ist passiert?
Der Hauptgrund für die Zurückhaltung der Investoren liegt in den jüngsten, enttäuschenden Quartalsergebnissen. Für das zweite Quartal meldete VinFast einen Verlust von $0,33 pro Aktie bei Umsätzen von $357 Millionen, was deutlich hinter den Prognosen der Wall Street zurückblieb. Diese hatten einen Verlust von $0,21 pro Aktie bei Umsätzen von $419 Millionen erwartet. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Verlust von $0,24 pro Aktie bei Umsätzen von $328 Millionen erweitert, was ein Umsatzwachstum von 9,1% im Jahresvergleich bedeutet.
Besorgniserregend sind zudem die ambitionierten Jahreslieferziele des Unternehmens. Im zweiten Quartal lieferte VinFast 13.172 Elektrofahrzeuge aus, wodurch die Lieferungen im ersten Halbjahr 2024 auf rund 22.000 Fahrzeuge steigen. Obwohl diese Zahlen auf den ersten Blick positiv wirken – die Lieferungen im zweiten Quartal stiegen um 43% im Jahresvergleich und im ersten Halbjahr um 101% im Vergleich zum Vorjahr – gibt es Bedenken hinsichtlich der Realisierbarkeit der Jahresziele von 80.000 Fahrzeugen. Aktuell müssten im zweiten Halbjahr noch rund 58.000 Fahrzeuge ausgeliefert werden, was Fragen zur künftigen Wachstumsdynamik aufwirft.
Am Freitag führte der Ergebnisbericht zu einem kurzfristigen Rückgang der VinFast-Aktie um fast 8%. Tatsächlich hat die Aktie in den letzten zwölf Monaten rund 80% ihres Werts verloren und in 2024 bereits 56% eingebüßt. Der wichtigste Markt für VinFast bleibt Vietnam. Wie Lan Anh Nguyen, der Chief Financial Officer, bemerkte: „Das zweite Quartal 2024 verlief im Einklang mit unseren Prognosen, was größtenteils auf die steigende Nachfrage nach VinFast-EVs in Vietnam zurückzuführen ist.“
Das Unternehmen expandiert jedoch weiterhin und ist nun in acht US-Bundesstaaten vertreten. Bis zum 31. August betrieb VinFast 155 Showrooms weltweit, von denen etwa 70% als Ausstellungsräume fungieren. Im nächsten Jahr plant VinFast die Markteinführung zweier kleiner Crossover-Fahrzeuge in den USA, des VF 6 und VF 7, trotz Verzögerungen. Das Modell VF 3 soll ebenfalls in den USA auf den Markt kommen.
VinFast bleibt ein einzigartiger Elektrofahrzeughersteller mit ungewöhnlichen finanziellen Rückendeckungen und Unterstützung des Mutterkonzerns. Für Investoren ist es entscheidend zu erkennen, dass die Aktie starken Schwankungen unterliegt und nur einen kleinen Teil des Portfolios ausmachen sollte. Die Stärke auf dem vietnamesischen Heimatmarkt ist unbestreitbar, doch der Erfolg des Unternehmens wird letztlich davon abhängen, ob es die Expansion in die USA und Europa überzeugend meistern kann – ein Ziel, das noch in weiter Ferne liegt.