Der ungarische Premierminister Viktor Orban hat Finanzminister Mihaly Varga als neuen Gouverneur der Ungarischen Zentralbank vorgeschlagen. Diese Ernennung erfolgt vor dem Hintergrund der Bestrebungen Orbans, die Wirtschaft vor den Wahlen 2026 zu beleben. Varga ist ein langjähriger Weggefährte Orbans, der in der Fidesz-Partei tätig war und mehrfach das Amt des Finanzministers innehatte, auch während der COVID-19-Pandemie.
Orban, seit 2010 an der Macht, steht vor der Herausforderung, die ungarische Wirtschaft nach einem inflationsbedingten Abschwung zu revitalisieren. Die ungarische Währung, der Forint, hat sich geschwächt, was Zinssenkungen trotz eines EU-weiten Spitzenzinses von 6,5 % erschwert. Investoren befürchten, dass eine von Orban dominierte Zentralbank zu aggressiveren Zinssenkungen führen könnte, um das Wachstum anzukurbeln.
Varga, bekannt für seine vorsichtige Haltung, wird Gyorgy Matolcsy ersetzen, der zuletzt kritisch gegenüber Orban geworden war. Varga hat erklärt, dass die Bekämpfung der Inflation oberste Priorität habe, aber die Bank müsse auch mit der Regierung zusammenarbeiten.
Experten, darunter Tatha Ghose von der Commerzbank, vermuten, dass der neue Zentralbankchef nicht sofort drastische Maßnahmen ergreifen wird, um den Markt nicht zu destabilisieren. Ganz im Gegenteil: Es wird erwartet, dass man auf ein günstigeres Marktumfeld wartet, bevor man Zinssenkungen ins Auge fasst.
Die Europäische Kommission prognostiziert für 2025 ein Wachstum der ungarischen Wirtschaft von nur 1,8 %. Oppositionsparteien, wie die zentristische Tisza-Partei von Peter Magyar, haben in Umfragen mittlerweile deutlich aufgeholt, was die Wahl 2026 besonders spannend machen könnte.
Um die Wirtschaft zu reaktivieren, setzt Orban auf Maßnahmen wie Wohnbauförderungen, Unterstützung für kleine Unternehmen sowie steigende Löhne und Renten. Wirtschaftminister Marton Nagy äußerte Bedenken zu massiven günstigen Krediten, die vor dem Inflationsanstieg vergeben wurden und nun auslaufen. Dies muss von Varga als neuen Zentralbankchef adressiert werden.
Insgesamt könnte die Zentralbank unter Varga pro-wachstumsorientierter werden, jedoch ist nicht zu erwarten, dass grundlegende wirtschaftliche und währungspolitische Änderungen vorgenommen werden, die das Gleichgewicht gefährden könnten, so Analysten wie Marek Drimal von Societe Generale.