Vietnam steht vor einer historischen Herausforderung: Eine der kühnsten Reformen seiner Verwaltungsstruktur soll in den kommenden Monaten initiiert werden. Geplant ist die drastische Verschlankung von Ministerien, Behörden und staatlichen Sendern, um bürokratische Hürden abzubauen. Diese Maßnahme könnte kurzzeitig zu einem „Stillstand“ führen, so Experten und Investoren. Laut einem Bericht der Kommunistischen Partei und örtlichen Medien sollen fünf Ministerien, vier Regierungsorgane und fünf Fernsehkanäle aufgelöst werden. Der Plan befindet sich noch in der Vorbereitungsphase und muss im Februar vom Parlament bestätigt werden. Auch wenn keine genauen Zahlen veröffentlicht wurden, schätzt man, dass Tausende von Staatsbediensteten betroffen sein könnten. Vietnams Wirtschaft, die stark von ausländischen Investitionen im produzierenden Gewerbe abhängig ist, könnte dadurch zwar Verzögerungen erfahren, langfristig jedoch profitieren. Das Land steht unter wachsendem Druck von Investoren, die sich über langsame Genehmigungsverfahren und regulatorische Hindernisse beklagen. Diese wurden zuletzt durch eine umfassende Anti-Korruptionskampagne verschärft. Der neue Parteiführer To Lam, der kürzlich in dieses Amt berufen wurde, hat daher eine weitreichende Restrukturierung der staatlichen Organisationen angekündigt. Die Umsetzung dieser Reformen fällt mit globalen Sparmaßnahmen nach der Pandemie zusammen, wie in Ländern wie Argentinien und den USA. Eine Schlüsselmaßnahme ist die Fusion des Investitions- mit dem Finanzministerium. „In der Übergangsphase könnten Investoren Verzögerungen und Unsicherheiten begegnen,“ erklärte Leif Schneider von der internationalen Anwaltskanzlei Luther in Vietnam, während er langfristig eine optimistischere Perspektive sieht. Neun von Reuters befragte Investoren, Diplomaten und Beamte äußerten ähnliche gemischte Ansichten, wobei viele in naher Zukunft mit administrativen Verzögerungen rechnen.