04. Oktober, 2024

Wirtschaft

Vielfalt in Führungsetagen: Frauen zwischen Anpassung und Authentizität

Vielfalt in Führungsetagen: Frauen zwischen Anpassung und Authentizität

Die wirtschaftliche Argumentation für mehr Frauen in Führungspositionen scheint gewonnen, so Andi Keeling, Direktorin für Frauenmärkte bei der Royal Bank of Scotland. Doch stellt sich die Frage, ob Frauen sich an männliche Verhaltensweisen anpassen müssen, um in ihren Organisationen wahrgenommen zu werden.

Keeling beobachtet, dass es zunehmend Akzeptanz für ein vielfältiges Talentpool in Unternehmen gibt, was aus geschäftlicher Sicht für alle Beteiligten sinnvoll ist. Dennoch bleibt die Unsicherheit darüber, ob spezifische geschlechtsspezifische Barrieren beseitigt werden müssen, zum Beispiel der Mangel an Selbstbewusstsein. „Viele Frauen neigen dazu, hart zu arbeiten und darauf zu hoffen, dass ihre Leistungen erkannt werden. Sollten wir Frauen ändern oder sollte Authentizität im Vordergrund stehen?“, fragt sie. Ihre Meinung: Frauen sollten authentisch bleiben und nicht versuchen, sich unnatürlich zu verhalten.

In der Managementberatung haben Frauen ihre Fähigkeit zu mehr Durchsetzungsvermögen bereits unter Beweis gestellt. Liann Eden, Mitbegründerin von Eden McCallum, erklärt, dass Frauen in ihrem Unternehmen selbstbewusst und fähig sind, auch beratend tätig zu sein. Nervosität vor Führungsgremien sei kein Problem mehr, und die Unabhängigkeit ihrer Berater ermögliche es ihnen, Arbeitsbedingungen selbst zu bestimmen.

Doch trotz erwiesener Führungskompetenz zeigen Studien von SHL, einem Experten für Talentbewertung, dass ein Ungleichgewicht in Führungsetagen besteht. In Großbritannien sind nur 20 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt. Um mehr Frauen anzuziehen, müsse sich die Unternehmenskultur ändern – weg von einer angstgetriebenen zu einer anerkennungsbasierten Kultur.

Fiona Czerniawska, Mitbegründerin von Source for Consulting, berichtet von ihrer Erfahrung, dass Frauen die Möglichkeit suchen, „Nein“ zu sagen und flexiblere Arbeitsstrukturen in Anspruch zu nehmen, die ihnen fehlen. Vor allem die Fähigkeit zuzuhören und inhaltsbezogen zu kommunizieren, hebt sie als Stärken von Frauen hervor.

Laut Ines Wichert von Kenexa sind Erfolgsteilung, das Ergreifen von Chancen und richtige Jobauswahl kritische Aspekte für den Aufstieg. Frauen neigen dazu, sich zurückzuhalten und Erfolge eher dem Team zuzuschreiben. Mentoring und der Zugang zu Schlüsselpositionen sind entscheidend, um das Vorankommen zu unterstützen.

Anna-Marie Detert von KPMG betont die Wichtigkeit des Gleichgewichts zwischen ambitioniertem Streben und Teamarbeit. „Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die Politik subtil zu managen, ohne anderen zu schaden“, erklärt sie.