Der dänische Windkraftanlagenhersteller Vestas hat sich erneut vorsichtiger für das laufende Geschäftsjahr positioniert und erwartet nun das untere Ende der prognostizierten bereinigten Gewinnmarge von 4 bis 5 Prozent vor Zinsen und Steuern. Bei der Präsentation der Ergebnisse des dritten Quartals erklärte CEO Henrick Anderson, die Margenverbesserung im Servicebereich sei hinter den Erwartungen zurückgeblieben, und erhöhte Garantierückstellungen hätten die Situation weiter erschwert. Infolgedessen plant Vestas nun, im Jahr 2024 weniger zu investieren als ursprünglich vorgesehen.
Die Aktie von Vestas zeigte am Vormittag eine deutliche Schwäche und fiel um 11 Prozent auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren. Neben den unternehmensspezifischen Herausforderungen spielt auch die gedrückte Stimmung innerhalb der Branche eine Rolle. In Schweden haben 13 geplante Offshore-Windparks in der Ostsee keine Genehmigungszusage erhalten. Die schwedische Regierung begründet die Absage mit möglichen Beeinträchtigungen von Sensoren und Radaren der Streitkräfte durch die Windräder, was die nationale Verteidigungsfähigkeit beeinträchtigen könnte.
Bereits im August hatte Vestas seine Prognosen für Umsatz und Ergebnis im Jahr 2024 nach unten korrigiert, da unerwartet hohe Kosten im Dienstleistungssektor und operative Ineffizienzen die Erwartungen des Konzerns enttäuschten. Für das aktuelle Jahr rechnet Vestas mit einem Umsatz von 16,5 bis 17,5 Milliarden Euro.
Im dritten Quartal stieg der bereinigte operative Gewinn von 70 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 235 Millionen Euro. Doch Analysten hatten noch optimistischere Zahlen erwartet. Die Gewinnmarge verbesserte sich von 1,6 auf 4,5 Prozent. Der Umsatz wuchs durch höhere Liefermengen und gestiegene Preise um fast 20 Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Euro. Der Nettogewinn erhöhte sich signifikant auf 127 Millionen Euro gegenüber 28 Millionen im Vorjahr.
Analysten der kanadischen RBC zeigten sich enttäuscht von den Zahlen, insbesondere vom Service-Segment. Positiv heben sie jedoch die Preisentwicklung bei Auftragseingängen hervor, die die Margen in den kommenden Jahren stabilisieren sollte. Analyst Akash Gupta von JPMorgan bezeichnete das Margenziel angesichts der schwachen Ergebnisse als ambitioniert.