Vertex Pharmaceuticals erzielt seit Jahren kontinuierlich solide Gewinne, wobei das Unternehmen speziell von seiner erfolgreichen Mukoviszidose (CF) Franchise profitiert. Nun jedoch überraschte der Biotechnologieriese mit einem Nettoverlust von 3,6 Milliarden US-Dollar für das zweite Quartal, basierend auf den allgemein anerkannten Rechnungslegungsgrundsätzen (GAAP). Der nicht-GAAP-konforme Verlust belief sich auf 3,3 Milliarden US-Dollar.
Diese drastischen Verluste erzeugen bei Investoren jedoch keine Panik. Der Hauptgrund für diesen Rückgang liegt nicht etwa in schwächelnden Verkäufen der CF-Therapien; die Erlöse aus dem Produktumsatz stiegen im Vergleich zum Vorjahr um respektable sechs Prozent, hauptsächlich dank der anhaltenden Stärke von Trikafta/Kaftrio.
Der Verlust resultierte vielmehr aus der Übernahme von Alpine Immune Sciences im Mai, die Vertex 5 Milliarden US-Dollar kostete und eine Belastung von rund 4,4 Milliarden US-Dollar in Form von erworbenen Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen (IPR&D) zur Folge hatte. Bereinigt man diese Belastung heraus, so hätte Vertex im zweiten Quartal einen Gewinn von etwa 800 Millionen US-Dollar verzeichnet.
Die Akquisition von Alpine dürfte sich langfristig für Investoren lohnen. Der Deal ergänzt Vertex' Pipeline um Alpines Leitprodukt Povetacicept, ein experimentelles Medikament, das in diesem Jahr in die Phase-3-Tests gegen IgA-Nephropathie, eine Nierenerkrankung ohne zugelassene Therapien, starten soll. Vertex betrachtet Povetacicept zudem als ein vielseitig einsetzbares Medikament, das auch andere Autoimmunerkrankungen der Niere behandeln könnte.
Zusätzlich zu dieser Akquise hob Vertex seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr auf eine Spanne von 10,65 Milliarden bis 10,85 Milliarden US-Dollar an, eine Anhebung von der bisherigen Projektion zwischen 10,55 Milliarden und 10,75 Milliarden US-Dollar. Diese positive Korrektur ist teilweise auf das anhaltende Wachstum der CF-Franchise zurückzuführen. Zudem rechnet das Unternehmen mit ersten Einnahmen aus der Einführung der Gentherapie Casgevy, die bereits in mehreren Ländern zur Behandlung von Sichelzellanämie und transfusionsabhängiger Beta-Thalassämie zugelassen wurde.
Casgevy könnte leicht zu einem weiteren Blockbuster-Medikament werden. Der Fokus liegt jedoch auf weiteren wichtigen Entwicklungen: Die US-amerikanische Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde FDA soll bis zum 2. Januar 2025 über Vertex' Dreifach-Kombinationstherapie Vanzacaftor zur Behandlung von CF entscheiden und bis zum 30. Januar 2025 über Suzetrigine zur Behandlung von akuten Schmerzen.
Vertex hat hohe Erwartungen an beide Produkte. Besonders die Vanzacaftor-Kombination könnte sich als die bislang erfolgreichste CF-Therapie des Unternehmens erweisen. Suzetrigine bietet eine große Gelegenheit als nicht-opioides Schmerzmittel. Zudem plant Vertex noch in diesem Quartal späte Studien zur Bewertung von Suzetrigine gegen diabetische periphere Neuropathie zu starten und Ergebnisse einer Phase-2-Studie bei lumbosakraler Radikulopathie später in diesem Jahr zu präsentieren.
Die Zukunft von Vertex bleibt weiterhin vielversprechend. Für langfristige Investoren könnte die Aktie des Biotech-Unternehmens eine lohnende Wahl sein.