Europas Fokus auf erhöhte Verteidigungsausgaben hat deutliche Spuren am Anleihemarkt hinterlassen, wo Renditen in die Höhe geklettert sind. Auch der verhaltene Ton von EZB-Mitglied Isabel Schnabel zu den weiteren Zinsen hat zur Unruhe beigetragen. Aktuell gibt es keinen Mangel an marktsensiblen Themen: Die Spannungen zwischen Trump und Selenskyj, die bevorstehende Bundestagswahl sowie anhaltende Spekulationen über die Zinsentwicklung beeinflussen das Geschehen. Tim Oechsner von Steubing AG weist darauf hin, dass die Renditen im Vergleich zur Vorwoche zugenommen haben. Zehnjährige Bundesanleihen erreichten diese Woche punktuell 2,55 Prozent – nur knapp unter den Höchstwerten vom Januar. Am Freitagmorgen lagen sie immer noch bei 2,5 Prozent. Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank identifiziert steigende Anleiheemissionen und Inflationsdruck als Hauptgründe für den Renditeanstieg. Mit den geopolitischen Entwicklungen rund um die Ukraine wird die Notwendigkeit höherer Verteidigungsausgaben in Europa immer dringlicher, und dies könnte eine Zunahme der Anleiheemissionen zur Folge haben, was tendenziell steigende Renditen bedeutet. Zudem sorgt Schnabels Anspielung auf eine mögliche Pause bei den Zinssenkungen für Unsicherheiten. Laut ihrer Aussage im „Financial Times“-Interview könnte die EZB kurz vor einem Stopp der Zinssenkungen stehen, was ebenfalls Einfluss auf die Märkte nehmen könnte. In Zusammenhang mit der am Sonntag anstehenden Bundestagswahl äußert sich Oechsner, dass trotz des aktuell geringen Einflusses der Wahl auf den Markt, unklare Ergebnisse und lange Koalitionsverhandlungen potenziell das Vertrauen der Anleger schwächen und die Anleiherenditen steigen lassen könnten. Im Bereich der Unternehmensanleihen ist Nachhaltigkeit im Handel zu beobachten. Insbesondere die Anleihe von MTU mit Fälligkeit 2031 erlebt hohe Nachfrage trotz einiger Herausforderungen im Unternehmen. Mutares und Multitude sehen ebenfalls rege Nachfrage bei ihren Bonds, wobei der Markt für US-Dollar-Anleihen floriert. Unter den Neuemissionen stechen große Namen wie Cisco, Kraft Heinz und Hershey hervor, während im Staatsanleihensegment neue Papiere von NRW.Bank, ESM, EIB und EFSF mit Kupons von 2,375 bis 2,875 Prozent gefragt sind.
Märkte
Verteidigungsausgaben und Zinsängste prägen den Anleihemarkt
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