Die Verteidigungsausgaben Europas erreichen gerade neue Höchststände und man könnte annehmen, dass der Sektor der Verteidigungstechnologie – insbesondere Start-ups, die auf innovative Lösungen setzen – floriert.
Die Realität sieht jedoch anders aus: Während traditionelle Rüstungskonzerne wie Rheinmetall von einem Auftragsboom profitieren, finden junge, innovative Unternehmen kaum Beachtung in der Branche.
Einseitige Verteilung der Mittel
Die Verteidigungsindustrie, traditionell dominiert von etablierten Größen, scheint für die frischen Ideen und agilen Ansätze von Start-ups wenig empfänglich. Während Rheinmetall im vergangenen Jahr einen Rekord bei Aufträgen verbuchte, stagnieren die Investitionen in Start-ups, die auf Verteidigungstechnologie spezialisiert sind.
Mit gerade einmal 300 Millionen Dollar an Wagniskapital in 2023 bleibt der Sektor weit hinter den Erwartungen zurück, insbesondere angesichts der insgesamt in Europa investierten 45 Milliarden Dollar in Start-ups.
Helsing
Das Münchener Start-up Helsing bildet eine seltene Ausnahme in dieser tristen Landschaft. Mit seiner Spezialisierung auf Künstliche Intelligenz für militärische Anwendungen hat es sich zu Europas erstem Rüstungs-Einhorn entwickelt.
Doch ein einzelner Erfolg kann nicht über die systematischen Barrieren hinwegtäuschen, die junge Firmen in diesem Sektor zu überwinden haben.
Politische Initiativen und Hoffnung auf Wandel
Angesichts der strategischen Notwendigkeit, in Verteidigungsinnovationen zu investieren, beginnen nun auch Politiker, das Potenzial von Start-ups zu erkennen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner setzen sich für eine stärkere Förderung militärischer Innovationen ein.
Lindner fordert sogar, dass die Europäische Investitionsbank ihre Politik überdenkt und erstmals in Rüstungsprojekte investiert. Ein Schritt, der, sollte er Realität werden, die Tür für Start-ups in der Verteidigungsindustrie weiter öffnen könnte.
Herausforderungen und Chancen
Start-ups im Verteidigungsbereich stehen vor dem sogenannten "Tal der Tränen" – einer Phase intensiver Investitionen ohne nennenswerte Einnahmen. Die langen und komplexen Beschaffungszyklen des Militärs verschärfen diese Situation. Ohne staatliche Aufträge und die Unterstützung von Wagniskapitalgebern ist es für diese Unternehmen schwer, zu überleben, geschweige denn zu wachsen.
Ein Wendepunkt in Sicht?
Die steigenden Verteidigungsausgaben Europas bieten eine historische Chance, die Innovationskraft und technologische Überlegenheit des Kontinents zu stärken. Start-ups könnten dabei eine Schlüsselrolle spielen, vorausgesetzt, sie erhalten die notwendige Unterstützung und Anerkennung.