In Deutschland ist die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) eine wesentliche Absicherung gegen Einkommensverluste durch Krankheit oder Unfall. Doch was, wenn Ihre psychische Gesundheitsgeschichte den Zugang zu dieser wichtigen Versicherung blockiert? Dieser Artikel beleuchtet, wie psychotherapeutische Behandlungen Ihre Chancen auf eine BU beeinflussen können und stellt Strategien vor, mit denen Sie dennoch abgesichert sein können.
Fortschritte bei der Bewertung von Anträgen
Früher führten psychotherapeutische Behandlungen oft zur automatischen Ablehnung von BU-Anträgen. Heute gehen Versicherer differenzierter vor: Sie unterscheiden zwischen kurzzeitigen therapeutischen Maßnahmen und langfristigen psychischen Erkrankungen. Die Versicherungen nutzen umfangreiche Daten, um das Risiko zu bewerten.
Dabei spielen die Art der Therapie, deren Dauer und der zeitliche Abstand zur letzten Behandlung eine entscheidende Rolle. Personen, die kürzlich eine Therapie zur Bewältigung einer akuten Krise abgeschlossen haben, stehen häufig besser da als langjährige Patienten.
Vorsicht bei der Antragstellung
Die Antragstellung auf eine BU bleibt ein sensibles Thema. Versicherer fordern detaillierte Gesundheitsinformationen, und selten bleibt die Anfrage anonym. Ein Informations- und Hinweissystem der Versicherungswirtschaft, vergleichbar mit der Schufa, ermöglicht es den Versicherern, auf Daten von Antragstellern zuzugreifen. Daher ist es ratsam, mithilfe eines unabhängigen Versicherungsmaklers anonyme Anfragen zu stellen, um Ihre Chancen zu prüfen, ohne persönliche Daten preiszugeben.
Alternativen zur klassischen BU
Trotz der Herausforderungen existieren Möglichkeiten, auch mit einer Vorgeschichte in psychischer Gesundheit eine BU abzuschließen. Einige Unternehmen bieten im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge Policen an, die keine Gesundheitsfragen stellen. Hier ist es wichtig, die Vertragsbedingungen genau zu prüfen, da im Leistungsfall Steuern und Krankenkassenbeiträge fällig werden können.
Was tun bei problematischen Diagnosen?
Es ist empfehlenswert, vor einem Antrag die eigene Patientenakte einzusehen. Häufig finden sich darin Diagnosen, die dem Betroffenen unbekannt sind und die, wenn nicht erwähnt, später zu Problemen führen können. Bei unzutreffenden Einträgen besteht die Möglichkeit, diese korrigieren zu lassen.
Der Weg zu einer BU ist für Menschen mit psychotherapeutischer Vorgeschichte zwar schwieriger, aber nicht unmöglich. Entscheidend sind eine transparente Darstellung der eigenen Gesundheitshistorie, die sorgfältige Auswahl der Versicherung und das Einholen unabhängiger Beratung.