19. April, 2025

Wirtschaft

Versicherungsombudsstelle registriert Rekordniveau an Beschwerdefällen

Die Versicherungsbranche sieht sich derzeit mit einem erheblichen Anstieg an Beschwerdeeingängen konfrontiert, die bei der Ombudsstelle für Versicherungen registriert wurden. Im vergangenen Jahr suchten mehr als 21.500 Verbraucherinnen und Verbraucher Unterstützung bei der Versicherungsombudsfrau, und etwa 18.000 dieser Fälle wurden zur Bearbeitung zugelassen. Dies entspricht einem Anstieg von rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In über der Hälfte dieser Fälle konnte eine einvernehmliche Lösung erzielt werden, was die Bemühungen der Ombudsstelle hervorhebt, faire Ergebnisse für die Betroffenen zu erzielen.

Laut der Ombudsfrau, Sibylle Kessal-Wulf, ist der Anstieg der Beschwerden auf zwei Hauptfaktoren zurückzuführen. Zum einen hat die Bekanntheit der Ombudsstelle deutlich zugenommen, was mehr Verbraucher dazu veranlasst, diese Anlaufstelle bei Differenzen mit Versicherern zu nutzen. Zum anderen steigen die Erwartungen der Verbraucher an schnelle und zufriedenstellende Problemlösungen, was dazu führt, dass bei Nichterfüllung dieser Erwartungen häufiger das Schlichtungsverfahren in Anspruch genommen wird. Eine der am häufigsten thematisierten Herausforderungen betrifft die Kommunikationspraktiken der Versicherungsunternehmen. Es wird bemängelt, dass Antworten auf Schadensmeldungen oder Rückfragen oft verspätet oder unzureichend ausfallen.

Ein weiteres häufiges Problem sind unklare Begründungen für die Ablehnung von Leistungsansprüchen. Diese Missstände tragen erheblich zur steigenden Zahl an Beschwerden bei, was wiederum Auswirkungen auf den Bearbeitungsprozess der Ombudsstelle hat. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer verlängerte sich im vergangenen Jahr um mehr als 13 Tage und beträgt nun knapp 86 Tage.

Insbesondere Lebens- und Rechtsschutzversicherungen standen im Zentrum vieler Beschwerden. Darüber hinaus verzeichneten Kfz-Versicherungen sowie Gebäudeversicherungen erhebliche Zuwächse bei den eingereichten Beschwerden, mit Anstiegen von bis zu 67 Prozent. Auffällig ist jedoch ein Rückgang der Beschwerden in den Bereichen Lebens- und Unfallversicherungen, was möglicherweise auf verbesserte Prozesse oder eine gesteigerte Kundenzufriedenheit in diesen Sparten hindeutet.

Die Herausforderungen, denen sich die Versicherungswirtschaft aktuell gegenübersieht, sind beträchtlich. Die Unternehmen müssen ihre Kommunikationsstrategien überdenken und sicherstellen, dass sie den gestiegenen Erwartungen ihrer Kunden gerecht werden können. Die Entwicklungen der letzten Jahre legen nahe, dass die Erwartungen der Verbraucher nicht nur gestiegen sind, sondern auch die Bereitschaft, ihre Anliegen durch formale Beschwerdewege zu klären.