22. Oktober, 2024

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Verra-Chefin verteidigt umstrittene Interessenkonflikte inmitten von Anklagen gegen ehemaligen Vorstand

Verra-Chefin verteidigt umstrittene Interessenkonflikte inmitten von Anklagen gegen ehemaligen Vorstand

Die neue Geschäftsführerin des weltweit führenden Registers für Kohlenstoffzertifikate, Verra, Mandy Rambharos, hat nachdrücklich ihre Unternehmenspolitik gegenüber Interessenkonflikten verteidigt. Dies erfolgt vor dem Hintergrund, dass ein ehemaliges Vorstandsmitglied und Kunde des Unternehmens in den USA wegen Betrugs mit zertifizierten Krediten angeklagt wurde.

Anfang des Monats beschuldigten die US-Bundesstaatsanwälte in New York Kenneth Newcombe, einen ehemaligen Direktor von Goldman Sachs und Verra, Daten gefälscht zu haben, um einen Teil der 100 Millionen Dollar zu erhalten, die in C-Quest Capital investiert wurden. Dieser Kohlenstoffkredit-Entwickler wird von Macquarie und Shell unterstützt.

Rambharos betonte, dass Newcombes gleichzeitige Vorstandstätigkeit bei Verra und Entwicklung von Kohlenstoffprojekten, welche das Unternehmen zertifizierte, „nicht unangemessen“ sei. Verra hat in diesem Jahr 148 Millionen Kohlenstoffzertifikate ausgestellt, mehr als doppelt so viele wie das nächstgrößte Schweizer Register Gold Standard, was es zur größten Prüfstelle in einem unregulierten Markt macht, der rund 1 Milliarde Dollar pro Jahr wert ist.

Nach den Vorwürfen gegen Newcombe wurden mehr als fünf Millionen Credits storniert. Verra hat seine Governance-Richtlinien überprüft und verlangt nun von seinen Vorstandsmitgliedern, Interessenkonflikte offenzulegen. Laut Rambharos gäbe es durch die Mitgliedschaft im Vorstand keine Vorteile, denn alle müssten sich an die Regeln halten. Ein Ausschluss von Projektentwicklungs-Kunden aus dem Vorstand sei wie der Ausschluss von Technikspezialisten aus einem digitalen Vorstandsrat – nicht zielführend.

Newcombe, dem bis zu 20 Jahre Haft drohen, ist wegen verschiedenen Betrugsdelikten angeklagt. Die Anklage der US-Staatsanwaltschaft aus dem südlichen Bezirk von New York wurde Anfang Oktober öffentlich gemacht. Zudem hat die Commodity Futures Trading Commission eine Betrugsklage gegen Newcombe eingereicht und CQC Impact Investors wegen des Betrugs im freiwilligen Kohlenstoffmarkt eine Geldstrafe verhängt.

Shell wird vorerst keine CQC-Credits mehr verwenden oder handeln, bis Integrität gewährleistet ist, während Macquarie zu seinen Investments keine Stellungnahme abgab. In der kommenden UN-Klimakonferenz in Baku wird erwartet, dass Vorschläge für ein globales Kohlenstoffhandelssystem gemacht werden, um die Glaubwürdigkeit solcher Instrumente zu stärken.

Rambharos fasst die Lage am Kohlenstoffmarkt ernüchternd zusammen: „Es herrscht nicht nur das wilde, wilde Westen, es gibt viel Strenge.“