Der Wohlstand in Deutschland nimmt zwar stetig zu, doch dessen Verteilung bleibt überaus ungleich, was sich vornehmlich im Vergleich von Ost- und Westdeutschland zeigt. Aufschluss darüber gibt der kürzlich veröffentlichte Sozialbericht 2024, der vom Statistischen Bundesamt gemeinsam mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) ausgearbeitet wurde.
Ein wesentliches Element des Vermögenswachstums der letzten Jahre sind die stark gestiegenen Immobilienpreise. Zwischen 2010/11 und 2021 ist das durchschnittliche Vermögen der Haushalte in Deutschland um bemerkenswerte 62 Prozent gestiegen. Bereinigt um die Inflation verbleibt ein realer Anstieg von 39 Prozent. Trotz dieser Entwicklungen besitzen ostdeutsche Haushalte im Durchschnitt mit 150.900 Euro weit weniger als ihre westdeutschen Pendants, die auf 359.800 Euro kommen. Die ungleichen Startsituationen resultieren aus Sach- und Finanzwerten, abzüglich von Krediten und Verbindlichkeiten.
Der Ursprung der ostdeutschen Vermögensnachteile liegt laut dem WZB-Forscher Philip Wotschack im nach wie vor niedrigeren Lohnniveau der Region, das den Vermögensaufbau erschwert. Der Immobilienmarkt im Osten erlebe durch den Bevölkerungsrückgang nur geringfügige Wertsteigerungen. Hinzu kommen die geschichtlichen Rahmenbedingungen der DDR, die private Vermögensbildung deutlich limitierten; Betriebsvermögen waren nicht erwünscht, und Investitionen in Aktien oder Finanzanlagen waren quasi unmöglich.
Nicht nur regional, auch auf nationaler Ebene zeigt sich eine erhebliche Vermögensungleichheit. Im Jahr 2021 vereinigten die wohlhabendsten zehn Prozent der Haushalte 56 Prozent des Gesamtvermögens auf sich. Damit reiht sich Deutschland an der Spitze der europäischen Ungleichheitsstatistik ein, nur übertroffen von Estland, wo die Vermögenskonzentration bei 59 Prozent liegt. Die Fortdauer dieser Ungleichheiten über Generationen wird wesentlich durch Erbschaften und Schenkungen bestimmt, so der Bericht.