12. Februar, 2025

Wirtschaft

Verkürzter Wirecard-Prozess: Ein Mammutverfahren im Zeitraffer

Verkürzter Wirecard-Prozess: Ein Mammutverfahren im Zeitraffer

Der medienwirksame Münchner Wirecard-Prozess, ein Paradebeispiel für Wirtschaftskriminalität in Deutschland, wird in Absprache mit der Staatsanwaltschaft gestrafft. Das Gericht fokussiert sich nun auf die zehn wesentlichsten Anklagepunkte, wobei ursprünglich ein langjähriger Verfahrensverlauf abzusehen war. Ohne diese Anpassung hätte ein Urteil frühestens 2026 ergehen können.

Der Ex-Wirecard-Chef Markus Braun, der sich seit viereinhalb Jahren in Untersuchungshaft befindet, muss dabei kaum auf eine deutlich mildere Strafzumessung hoffen. Gleiches gilt für seine beiden Mitangeklagten, wie Oberstaatsanwalt Matthias Bühring betont. Eine Ausweitung auf alle anfänglichen Anklagepunkte würde den Gesamtrahmen der Strafen nicht signifikant beeinflussen.

Im Mittelpunkt des Verfahrens steht der Vorwurf des Bandenbetrugs. Braun und Mittäter werden verdächtigt, den ehemals im DAX gelisteten Konzern mittels fiktiver Gewinne über Jahre hinweg am Leben gehalten zu haben. Die Anklage beziffert den Betrugsschaden für kreditgebende Banken auf über drei Milliarden Euro. Die Justiz wird sich zudem weiterhin mit Vorwürfen der Untreue, falscher Kapitalmarktinformation und gefälschter Konzernabschlüsse für die Jahre 2016 bis 2018 befassen, die anfänglich in 43 Einzelpunkten gegen Braun angeklagt wurden.

Die Verteidiger Brauns, allen voran Rechtsanwältin Theres Kraußlach, kritisieren das Vorgehen scharf: Sie sieht eine mangelnde Aufklärung im Verfahren und wittert Vorverurteilungen seitens des Gerichts. Die Verteidigung macht den abgetauchten Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek als Haupttäter aus und fordert Freispruch für Braun.

In einer neuen Entwicklung hat der betriebswirtschaftliche Gutachter Wilhelm Hauser sein umfassendes Gutachten präsentiert, in dem er den Vermögensschaden infolge der Machenschaften auf 522 Millionen Euro bereits für 2018 beziffert. Sein Bericht legt dar, dass Wirecard schon zwei Jahre vor dem endgültigen Zusammenbruch in Zahlungsschwierigkeiten steckte, und untermauert somit die dramatische finanzielle Schieflage des mittlerweile liquidierten Unternehmens.