Der Dienstleister verliert – beim Kerngeschäft
289.000 Mobilfunkkunden weniger. Eine Zahl, die an diesem Dienstag wie ein Paukenschlag durch die Telekombranche hallt. Verizon, lange als solide und defensiv geltend, enttäuscht bei seinem Kerngeschäft.
Analysten hatten mit einem deutlich moderateren Rückgang gerechnet – etwa 100.000 Kunden weniger. Dass es nun fast dreimal so viele sind, lässt aufhorchen.
Der Grund: ein Mix aus harten Marktbedingungen, internen Fehlgriffen und externer Sparpolitik. Vor allem Kürzungen bei US-Bundesbehörden schlagen ins Kontingent.
Gleichzeitig verliert Verizon im Wettbewerb mit AT&T und T-Mobile US zunehmend an Boden – auch, weil Kunden auf empfindlich reagierten: Preiserhöhungen bei Bestandsverträgen trieben offenbar mehr Nutzer zur Kündigung als kalkuliert.
Lichtblick im Glasfaserkeller
Anders das Bild im Festnetz: Während das Mobilfunkgeschäft strauchelt, konnte Verizon bei Breitbandkunden zulegen. 339.000 neue Internetverträge – eine ordentliche Zahl, die das angeschlagene Vertrauen zumindest partiell stabilisieren dürfte.
Doch der Ausgleich wirkt kosmetisch: In der Wahrnehmung vieler Anleger zählt der Mobilfunk mehr. Und genau dort liegt derzeit das Problem.
„Verizon verliert dort, wo es historisch stark war“, so ein Branchenanalyst. „Das verunsichert Investoren – trotz solider operativer Zahlen.“
Umsatz okay, Aktie tiefrot
Denn tatsächlich: Operativ lief es nicht schlecht. Mit einem Quartalsumsatz von 33,5 Milliarden Dollar übertrifft Verizon die Erwartungen – um immerhin 1,5 Prozent im Jahresvergleich.
Der Nettogewinn stieg sogar um sechs Prozent auf knapp fünf Milliarden Dollar. Dennoch stürzte die Aktie nach Vorlage der Zahlen um bis zu 4,5 % auf 41 US-Dollar ab.
Warum? Weil die Börse weniger auf die Gegenwart blickt – und mehr auf das, was kommt. Und da stellt sich die Frage: Wie stabil ist Verizons Geschäftsmodell, wenn im wichtigsten Segment plötzlich Dynamik verloren geht?

Die Konkurrenz macht Druck
T-Mobile US, angetrieben von der Deutschen Telekom, bleibt ein starker Herausforderer. Besonders im Segment junger, preissensibler Kunden gewinnt die Bonner Tochter mit aggressiven Angeboten.
AT&T wiederum punktet mit gebündelten Paketen und Medieninhalten. Verizon wirkt dagegen zunehmend wie der träger Tanker im Wettbewerb – stark, aber schwerfällig.
Die Preiserhöhungen im Mobilfunk, die eigentlich Margen retten sollten, könnten sich als Eigentor erweisen. Denn in einem preissensiblen Marktumfeld gelten Kündigungsraten als Frühwarnsystem – und Verizons Warnleuchten blinken.
Langfristiger Umbau – oder Strukturproblem?
Das Management bleibt offiziell gelassen. Die Ziele für das Gesamtjahr wurden bestätigt, das bereinigte EBITDA soll weiterhin um 2 bis 3,5 Prozent steigen. Doch hinter vorgehaltener Hand wird deutlich: Verizon steht unter Zugzwang. Neue Wachstumsimpulse müssen her – und das bald.
Denn Festnetz- und Geschäftskundenbereich allein werden nicht reichen, um die Schwächen im Mobilfunk dauerhaft zu kompensieren. Die Hoffnung liegt auf 5G, auf Netzmodernisierung, auf Enterprise-Lösungen. Doch das braucht Zeit – und Kapital. Beides wird an der Börse zunehmend knapper bemessen.