Die Aktienlage des deutschen Medienunternehmens ProSiebenSat.1 geriet am Donnerstag ins Wanken, nachdem die US-Bank JPMorgan einen kritischen Analystenbericht veröffentlicht hat. Trotz einer insgesamt positiven Stimmung am deutschen Aktienmarkt verzeichnete ProSiebenSat.1 einen leichten Kursrückgang und zählte damit zu den wenigen Unternehmen, die sich der allgemeinen Aufwärtsbewegung nicht anschließen konnten. Der Aktienkurs blieb dennoch innerhalb der zuletzt festgestellten Handelsspanne, was auf eine gewisse Stabilität hinweist.
Der JPMorgan-Analyst Daniel Kerven senkte sein Kursziel für die ProSiebenSat.1-Aktie auf 5,70 Euro, was in der Nähe des aktuellen Börsenwertes liegt. Infolge dieser Anpassung stuft er die Aktie mit einem neutralen Anlagevotum ein. Kerven äußerte Bedenken hinsichtlich der Möglichkeit, dass der Großaktionär MediaForEurope (MFE), der dem Berlusconi-Imperium angehört, seine Übernahmepläne für den Medienkonzern eventuell auf Eis legen könnte. Im April hatte MFE seine Absicht bekanntgegeben, ProSiebenSat.1 übernehmen zu wollen, orientiert an einem Mindestpreis von 5,74 Euro.
Das damalige Übernahmeangebot enthielt eine Barzahlung von 4,47 Euro sowie 0,4 neue A-Aktien, was angesichts des damaligen Kurses von ProSiebenSat.1 als wenig verlockend galt. Jedoch erscheint die Übernahme angesichts der jüngsten Kursbewegungen attraktiver, wodurch MFE womöglich vielmehr Aktien aufkaufen könnte als ursprünglich geplant. Sollte MFE mehr als 50 Prozent der Aktien erwerben, wäre eine vollständige Konsolidierung mit der Übernahme von Verbindlichkeiten des im SDax notierten Unternehmens erforderlich.
Analyst Kerven weist darauf hin, dass das Risiko einer vollständigen Konsolidierung durch MFE dazu führen könnte, dass die derzeitigen Übernahmepläne aufgeschoben werden. Ein erneutes Übernahmeangebot könnte wirtschaftlich ansprechender werden, insbesondere wenn der volumengewichtete Durchschnittskurs der ProSiebenSat.1-Aktie weiter nachgibt. Trotz der bestehenden Unsicherheiten in Bezug auf die Übernahmepläne verzeichneten die Aktien von MediaForEurope einen beachtlichen Anstieg von 4,5 Prozent und zeugen damit von einer robusten Marktresonanz.