In den Bars von Meaghan Dorman in New York sieht es zu dieser Jahreszeit aus wie immer – die Räume sind gefüllt mit Pärchen, Feiertagstreffen und Geschäftstreffen. Doch ein Blick auf die Einnahmen zeigt: die Ausgaben der Kunden sind gesunken. Als Bar-Direktorin der Raines Law Room und Dear Irving Bars, bemerkt Dorman, dass Gäste weniger teure Cocktails konsumieren, um stattdessen auf günstigeren Wein umzusteigen. Trotz reger Geschäftigkeit sinken die Umsätze im Vergleich zu den Vorjahren, erläutert sie.
Ursache dafür sind die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen, insbesondere die hohe Inflation, die viele amerikanische Verbraucher veranlasst, ihre Ausgaben für Alkohol zu überdenken. Besonders betroffen sind dabei die Einkommensschichten, die traditionell während der Feiertage großzügiger konsumieren.
Dieses Konsumverhalten stellt große Spirituosenhersteller wie Diageo und Pernod Ricard vor Herausforderungen. Diese zählen auf das wichtige Jahresendgeschäft, das oftmals einen erheblichen Teil ihres Jahresumsatzes ausmacht. Während Diageo und Pernod selbst keine Stellungnahmen abgegeben haben, berichteten führende Distributoren wie Southern Glazers Wine & Spirits von einem Rückgang beim Kauf teurer Spirituosenmarken.
Die Handelsgruppe Wine and Spirits Wholesalers of America prognostiziert einen Rückgang der Verkäufe um 5,65% im Jahresvergleich, was die aktuellen Herausforderungen der Branche unterstreicht.
In Großbritannien sieht das Bild dagegen anders aus: Der große Pub-Betreiber Marstons verzeichnet einen Anstieg der Weihnachtsreservierungen um 11% und berichtet von einer Erholung der Konsumausgaben. Dennoch bleibt die Stimmung in den USA verhalten, auch wenn der Niedergang nicht dramatisch ist. Spirituosen für den heimischen Genuss finden hingegen weiterhin Absatz, wenn auch mit geringeren Margen.
Günstigere Speiselokale wie Chili's und Applebee's locken mit preiswerten Feiertagscocktails, was im Vergleich zu den teuren Cocktails von Dormans Bars in New York deutlich attraktivere Optionen sind. Ein erlesener Cocktail wie der $28 teure Weaving Weber ist heutzutage eher ein einmaliger Genuss.
Die Mischung dieser Trends führt laut RNDC-Vizepräsidentin Emily Xu zu einem langfristigen Trend des geringeren Konsums und der Erprobung neuer Alternativen wie THC-infundierter Getränke. Analyst Joseph Gabelli wirft die Frage auf, ob die bisherigen Strategien der Spirituosenhersteller, Kunden zu teureren Marken zu bewegen, weiterhin die gewünschten Ergebnisse liefern können.