In einer aktuellen Umfrage von YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur illustriert sich einmal mehr der Einfluss traditioneller Rollenbilder und beruflicher Entscheidungen auf den Gender Pay Gap. Der Equal Pay Day, der jährlich am 7. März stattfindet, hebt diese Ungerechtigkeit im Verdienst zwischen Frauen und Männern hervor. Bemerkenswert ist, dass 46 Prozent der Männer in der Berufswahl den Hauptgrund für die Einkommensdiskrepanz sehen, während dies nur 34 Prozent der Frauen so empfinden. Familiäre Verpflichtungen stellen einen weiteren entscheidenden Faktor dar: Hier geben sowohl 50 Prozent der Männer als auch 53 Prozent der Frauen Teilzeitarbeit und Karriereunterbrechungen als wesentliche Ursachen für die Lohnunterschiede an. Im Bereich gesetzlicher Maßnahmen wünschen sich 58 Prozent der Befragten stärkere staatliche Eingriffe zur Überbrückung der Lohnschere, wobei Frauen mit 69 Prozent deutlich stärker für solche Maßnahmen plädieren als Männer. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach der Förderung flexibler Arbeitsmodelle. Sowohl unter Männern (56 Prozent) als auch unter Frauen (64 Prozent) besteht Einigkeit über die Notwendigkeit, Teilzeitmodelle auszubauen. Die Schufa-Analyse zeigt wiederum, dass trotz leichter Verbesserung der Anteil von Frauen in Führungspositionen mit nur 28 Prozent weiterhin gering bleibt, besonders in typischen Branchen wie dem Baugewerbe und der Forstwirtschaft. Bundesfrauenministerin Lisa Paus warnt vor einem Erstarken populistischer Kräfte, die Gleichstellungsbestrebungen erschweren könnten. Ihre Mahnung kommt nicht grundlos, denn gleichzeitig initiierten Gewerkschaften wie Verdi Warnstreiks in Berufen, die stark durch Frauen geprägt sind, um auf die stark fragmentierte Arbeitswelt hinzuweisen. Erfreulich ist, dass der Gender Pay Gap im Vergleich zu 2020 erstmals reduziert wurde, wenngleich Frauen nach wie vor durchschnittlich 16 Prozent weniger pro Stunde verdienen und ein bereinigter Lohnunterschied von 1,52 Euro bleibt.
Wirtschaft
Verfestigte Rollenbilder: Berufswahl und Familienplanung prägen weiterhin die Einkommenslücke
