In einem spannungsgeladenen Szenario auf der Ostsee hat die schwedische Küstenwache in der Nacht einen Tanker von besonderem Interesse betreten. Unter dem Scheinwerferlicht des schwedischen Rundfunksenders SVT wirkte die Aktion beinahe filmreif: Einsatzkräfte begaben sich bei Dunkelheit an Bord eines unter maltesischer Flagge fahrenden Schiffs, das verdächtig nahe der malerischen Stadt Karlskrona in Südschweden vor Anker lag. Begleitet wurde dieser Einsatz von einem Patrouillenschiff und einem Boot der Küstenwache, die gemeinsam für die Sicherheit und Durchführung der Ermittlungen sorgten.
Der verdächtige Tanker steht im Zusammenhang mit einem jüngst aufgetretenen Schaden an einem Datenkabel zwischen Schweden und Lettland. Das Kabel, genutzt vom lettischen staatlichen Rundfunk- und Fernsehzentrum, fiel Sabotageakten in der exklusiven Wirtschaftszone Schwedens zum Opfer. Spät am Sonntagabend leitete die schwedische Staatsanwaltschaft intensive Ermittlungen wegen des Verdachts auf schwere Sabotage ein und nahm das Schiff in Gewahrsam.
Erneute Sabotageakte an Kabeln und Leitungen in der Ostsee haben in jüngster Zeit die Region in Alarmbereitschaft versetzt. Offenbar wurden die Schäden bewusst durch Schiffsanker verursacht, womit auch die Aktionen der sogenannten russischen Schattenflotte in den Fokus rücken. Diese Flotte, berüchtigt für ihre undurchsichtigen Eigentümerstrukturen, könnte eine Antwort auf Sanktionen der EU gegen Russland im Zuge des Ukrainekonflikts sein. Die Dimensionen dieser Flotte sind offenbar beachtlich: Litauens Präsident Gitanas Nauseda schätzte auf einem Gipfel, dass 600 bis 1.000 dieser maritimen Geisterschiffe die Weltmeere befahren.