Eine aktuelle Untersuchung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) offenbart ein überraschendes Phänomen: Viele Deutsche empfinden die Preissteigerungen bei Lebensmitteln als deutlich intensiver, als sie sind. Diese Erkenntnisse basieren auf einer repräsentativen Umfrage mit 3.267 Teilnehmern über 18 Jahren, die im Dezember durchgeführt wurde. Rund 66 Prozent der Befragten sagten, die Lebensmittelpreise seien im letzten Jahr stark angestiegen. Dies steht im Kontrast zu den offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, das für das Jahr 2024 eine Inflationsrate von nur 1,9 Prozent in diesem Segment ausweist. Noch auffälliger ist die Diskrepanz bei der allgemeinen Inflationswahrnehmung: Während die Befragten sie auf 15,3 Prozent schätzen, lag sie tatsächlich bei lediglich 2,2 Prozent. Studienautor Matthias Diermeier betont, dass die Preise zwar 2023 stark zulegten, sich 2024 jedoch stabilisierten. Trotzdem scheint die Bevölkerung diese Beruhigung nicht wahrzunehmen. Er identifiziert ein Misstrauen gegenüber offiziellen Statistiken, insbesondere bei Anhängern von Randparteien wie AfD und BSW, die zur Überschätzung der Inflation tendieren. Dies könnte ihren Einfluss vor den Bundestagswahlen an den politischen Rändern verstärken. Zwischen 2020 und 2024 verzeichnete Deutschland einen Preisanstieg von insgesamt 19,3 Prozent, wobei Heizenergie mit 50,3 Prozent, Kraftstoffe mit 41 Prozent und Lebensmittel mit 32,8 Prozent die höchsten Zuwächse aufwiesen.
Wirtschaft
Verbraucherwahrnehmung: Inflation höher eingeschätzt als statistisch belegt
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