In Syrien tobt ein Konflikt, der sich für viele Beobachter des Westens in eine trostlose Pattsituation verwandelt hat. Die rivalisierenden Kräfte scheinen aus Sicht der internationalen Staatengemeinschaft gleichermaßen wenig Sympathiepunkte zu gewinnen. An der Front kämpfen die von der islamistischen Gruppierung HTS geführten Rebellen, deren Ursprünge auf das Terrornetzwerk Al-Kaida zurückgehen, gegen die Kräfte des umstrittenen Machthabers Baschar al-Assad. Die politische Großwetterlage scheint kompliziert: Auf wen soll man setzen, wenn sich keine der Parteien als klarer Hoffnungsträger präsentiert?
Doch auch wenn der Konflikt aus der Ferne betrachtet oft wie ein Schachspiel ohne gewinnbringenden Zug wirkt, sind die potenziellen Konsequenzen in Europa spürbar. Sollte Assad die Initiative ergreifen und eine großflächige Offensive starten, könnten mehr als hunderttausende Menschen in Richtung der türkischen Grenzen flüchten. Eine solche Massenbewegung würde zweifellos Spannungen an den europäischen Außengrenzen hervorrufen und möglicherweise eine neue Migrantenwelle nach Europa auslösen.
Ein komplexes und scheinbar fernes Dilemma entwickelt sich somit zu einer direkten Herausforderung für Europa. Die betroffenen Staaten sind gut beraten, nicht länger die Augen davor zu verschließen und vorausschauend Lösungen zu erarbeiten, um sowohl humanitäre Unterstützung zu leisten als auch eigene gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen.