20. November, 2024

Wirtschaft

Verborgene Arbeitskraft: Ein statistisches Puzzle für die britische Wirtschaft

Verborgene Arbeitskraft: Ein statistisches Puzzle für die britische Wirtschaft

Ein jüngst veröffentlichter Bericht des einflussreichen Think-Tanks Resolution Foundation hat erhebliche Lücken in der Erfassung der britischen Beschäftigungsdaten aufgedeckt, die bedeutende Herausforderungen für die Geldpolitik der Bank of England darstellen. Grund dafür seien laut der Organisation unzureichende und unzuverlässige Daten des Office for National Statistics (ONS), die ein verzerrtes Bild des Arbeitsmarktes zeichnen und die Arbeitslosenkrise übertreiben.

Die Ökonomen der Stiftung schätzen, dass die Statistiker seit 2019 den Beschäftigungszuwachs um ganze 930.000 Arbeitnehmer unterschätzt haben. Andere Indikatoren wie Steuerdaten von HMRC legen nahe, dass die tatsächliche Erwerbsquote der arbeitsfähigen Bevölkerung näher bei 76 Prozent liegt, verglichen mit der offiziell angegebenen Rate von 74,8 Prozent für das Quartal bis September.

Adam Corlett, Chefökonom der Resolution Foundation, betont, dass die Rücklaufquote für die Vorzeigestudie des ONS zur Arbeitswelt dramatisch von 39 Prozent im Jahr 2019 auf nur noch 13 Prozent im Jahr 2023 gesunken ist. Vor allem Beschäftigte scheinen weniger geneigt zu sein, teilzunehmen. Diese statistischen Schwächen lassen die Entscheidungsträger im Unklaren, was erhebliche Auswirkungen auf Zinssatzentscheidungen und damit auf das Spar- und Kreditverhalten britischer Familien hat.

Andrew Bailey, Gouverneur der Bank of England, bezeichnete die unzureichende Datenbasis als "beträchtliches Problem". Auch Huw Pill, Chefökonom der Bank, übte Kritik an den Statistikern wegen ihrer schleppenden Fortschritte.

Corlett wies darauf hin, dass eine höhere Beschäftigungsquote auf eine niedrigere Gesamtarbeitslosigkeit schließen lasse, möglicherweise in der Nähe des Niveaus vor der Pandemie. Dennoch bestehen weiterhin signifikante Herausforderungen, insbesondere die steigenden Zahlen langfristig erkrankter Personen, die arbeitsunfähig sind.

Dieses verzerrte Bild führt zu einer scheinbar höheren Produktivität, obwohl das Vereinigte Königreich tatsächlich weiterhin mit niedrigen Produktivitätsraten kämpft. Dies stellt den von Sir Keir Starmer geäußerten Anspruch, das höchste Wachstum pro Kopf innerhalb der G7 zu erzielen, vor erhebliche Hürden.