17. Dezember, 2024

Wirtschaft

Verbalangriffe am Arbeitsplatz: Wenn Worte verletzen

Verbalangriffe am Arbeitsplatz: Wenn Worte verletzen

Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) bringt ans Licht, wie weit verbreitet verbale Gewalt in deutschen Arbeitsumgebungen ist. Rund ein Drittel der Arbeitnehmer, die regelmäßig mit Kunden oder Patienten in Kontakt stehen, sieht sich mit Beleidigungen, Bedrohungen oder gar Erpressungen konfrontiert. Die Studie zeigt, dass 32 Prozent der Betroffenen am häufigsten Beleidigungen erleiden, gefolgt von Schikanen und Verleumdungen (12 Prozent) sowie Drohungen und Erpressungen (7 Prozent). Besonders schockierend ist, dass 6 Prozent der Teilnehmer von sexualisierter psychischer Gewalt berichten, seien es anzügliche Gesten oder Sprüche. Hannah Huxholl, Psychologin bei der DGUV, warnt vor den ernsthaften psychischen Folgen selbst rein verbaler Gewalt, die oft in Statistiken unberücksichtigt bleibt. Die Umfrage mache diesen unsichtbaren Aspekt von Gewalt sichtbar, betont DGUV-Hauptgeschäftsführer Stefan Hussy. Besonders betroffen sind Arbeitnehmer im Gesundheits- und Sozialwesen sowie der öffentlichen Verwaltung, wo mehr als die Hälfte der Befragten verbalen Übergriffen ausgesetzt sind. In Branchen wie Verkehr, Handel und Erziehung gibt über ein Drittel der Beschäftigten an, ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben. Frauen sind am Arbeitsplatz häufiger psychischer Gewalt ausgesetzt als Männer. Insbesondere bei sexualisierter Gewalt (9 Prozent gegenüber 2 Prozent bei Männern) sowie bei Beleidigungen (35 Prozent gegenüber 28 Prozent bei Männern) zeigen sich deutliche Unterschiede. Körperliche Übergriffe sind zwar seltener, aber immer noch bei 8 Prozent der Befragten zu verzeichnen. Besonders im Gesundheits- und Sozialwesen sind physische Attacken wie Schubsen und Schläge weit verbreitet. Ein beunruhigender Trend zeichnet sich ab: Fast jeder fünfte Arbeitnehmer hat eine Zunahme von Gewalt innerhalb des vergangenen Jahres festgestellt. Dennoch wird das Thema oft verschwiegen, aus Scham oder Schuldgefühlen, wodurch viele Vorfälle unbeachtet bleiben. Die Studie unterstreicht die Bedeutung einer starken Unternehmenskultur, um Gewalt am Arbeitsplatz entgegenzuwirken. Unternehmen, die proaktiv Präventionsmaßnahmen wie Deeskalationstrainings und betriebliche psychologische Unterstützung anbieten, schaffen ein sichereres Umfeld für ihre Mitarbeiter.