Stiftungen haben in Deutschland eine lange Tradition, doch das Gründen und Verwalten einer Stiftung bleibt oft eine komplexe Angelegenheit, die vor allem für große Vermögen zugänglich ist.
Das Berliner Fintech-Start-up Bcause will diese Hürden abbauen und das Stiften für eine breitere Masse möglich machen. Das Ziel: Stiftungen sollen einfacher, schneller und demokratischer werden – und das alles online.
Mit dieser Idee hat das junge Unternehmen nicht nur Aufmerksamkeit erregt, sondern auch Kapital. In einer neuen Finanzierungsrunde sammelte Bcause 4,2 Millionen Euro ein. Zu den prominenten Investoren gehört niemand Geringeres als die Mast-Familie, die hinter der weltbekannten Spirituosenmarke Jägermeister steht.
Ein prominenter Unterstützer: Jägermeister
Christina Flügel, eine der drei Gesellschafterinnen des Familienunternehmens Jägermeister, spricht nun erstmals über ihr Engagement bei Bcause. Für sie ist das Investment mehr als nur eine finanzielle Entscheidung – es ist ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung.
„Für mich steht Bcause für das Spenden von morgen“, erklärt sie.
Als Familienunternehmerin, die ökonomisch, ökologisch und sozial denkt, sieht sie in der Plattform die Möglichkeit, schnelle und nachhaltige Veränderungen zu bewirken.
Flügel, die 35 Prozent an Jägermeister hält und seit 15 Jahren im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt, stellt klar: „Ich bin nicht die grüne Ökotante, sondern Familienunternehmerin.“ Doch Nachhaltigkeit ist für sie ein zentrales Thema, das sie mit Bcause aktiv fördern möchte.
„Ich habe mich tief in das Thema reingegraben“, sagt die Unternehmerin und verweist darauf, dass oberflächliche Nachhaltigkeit schnell in Greenwashing abdriftet. Sie glaubt fest daran, dass digitale Stiftungen wie Bcause einen entscheidenden Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft leisten können.
Der Markt für Stiftungen – ein ungenutztes Potenzial
Die Idee zu Bcause entstand bereits vor einigen Jahren, als Felix Oldenburg, einer der Mitgründer, als Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Stiftungen arbeitete.
Dabei fiel ihm auf, dass das Stiftungsvolumen in Deutschland seit einem Jahrzehnt stagniert, obwohl der Bedarf für nachhaltige Projekte und soziale Investitionen stetig wächst. Zusammen mit Nicole Weyde, ehemals Justiziarin bei PayPal, gründete er 2021 das Start-up Bcause.
Das Geschäftsmodell von Bcause basiert auf dem bewährten Konzept einer gemeinnützigen Treuhandstiftung. Der Clou liegt in der digitalen Plattform, die das Gründen und Verwalten einer Stiftung so einfach wie möglich macht. „Es gibt hierzulande 1,6 Millionen Dollar-Millionäre, die potenziell stiften könnten“, erklärt Oldenburg.
Doch oft sind die bürokratischen Hürden zu hoch, und viele Menschen schrecken vor der Komplexität einer klassischen Stiftung zurück. Bcause will das ändern und das Stiften für alle zugänglich machen – unabhängig von der Höhe des Vermögens.
Nachhaltigkeit als Kernanliegen
Für Christina Flügel ist Nachhaltigkeit nicht nur eine persönliche Überzeugung, sondern auch ein zentraler Treiber ihres Engagements bei Bcause. „Die Herausforderungen für kommende Generationen lassen sich nicht allein von alten Familienunternehmen lösen“, erklärt sie.
Start-ups wie Bcause hätten den Vorteil, sich von Anfang an auf grüne Themen zu fokussieren, während traditionelle Unternehmen wie Jägermeister sich erst transformieren müssen. Doch auch Flügel räumt ein, dass ihr eigenes Unternehmen mitten in einem solchen Transformationsprozess steckt.
Ihr Ziel ist es, nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische und soziale Rendite zu erzielen. „Ich habe entschieden, einem Teil meines Kapitals die Möglichkeit zu geben, auch Geld zu verlieren, wenn die positive Wirkung auf Nachhaltigkeit groß genug ist“, sagt sie. Für Bcause bedeutet das: Der soziale und ökologische Impact steht im Vordergrund, nicht die finanzielle Rendite.
Ein wachsender Markt für digitales Stiften
Der Bedarf an digitalen Stiftungsmodellen wächst. Gesche Joost, Professorin für Designforschung und Investorin der ersten Stunde bei Bcause, sieht in der Plattform eine Antwort auf die zunehmende Nachfrage nach unkomplizierten Spendenlösungen.
„Ich dachte immer: Mein Gott, ist Spenden kompliziert, bürokratisch und behäbig“, erzählt sie.
Stiftungen seien oft zu unflexibel, um Spenden schnell und effizient dorthin zu leiten, wo sie gebraucht werden.
Mit Bcause können Nutzer nicht nur Stiftungen gründen, sondern auch ihre Gelder in sogenannte Impact-Investments fließen lassen. Das bedeutet, dass das gestiftete Kapital in nachhaltige Projekte investiert wird, die sowohl einen positiven Einfluss auf die Umwelt oder Gesellschaft haben als auch eine finanzielle Rendite erzielen. Diese Renditen werden dann wieder in weitere Projekte investiert, wodurch ein kontinuierlicher Kreislauf des sozialen Engagements entsteht.
Ausblick: Die Zukunft des Spendens
Bcause hat große Pläne: In den kommenden Jahren soll die Plattform weiter ausgebaut werden, um digitalen Stiftungen denselben Zugang und dieselbe Verbreitung zu ermöglichen wie Online-Aktiendepots. Mit den neu eingeworbenen 4,2 Millionen Euro will das Unternehmen seine Technologie weiterentwickeln und noch mehr Menschen dazu ermutigen, ihre Vermögen in soziale und ökologische Projekte zu investieren.