Der politische Konflikt in Venezuela eskaliert weiter. Der autoritäre Präsident Nicolás Maduro hat die Oppositionsführerin María Corina Machado und deren Kandidaten Edmundo González Urrutia öffentlich als Gefängniskandidaten bezeichnet. „Diese Leute müssten hinter Gittern sein“, verkündete Maduro vor Journalisten in Caracas.
Die Opposition bleibt indes bei ihrer Behauptung, die Wahlen vom Sonntag gewonnen zu haben. Trotz zahlreicher Betrugsvorwürfe erklärte die Wahlbehörde Maduro zum Sieger. Die USA fordern vehement, die Stimmzettellisten zu veröffentlichen, und Maduro verspricht zwar eine Überprüfung, doch das vertrauenswürdige Oberste Gericht scheint auf seiner Seite zu stehen.
Maduro beschuldigte Machado und González, Verbrechen begangen zu haben, und prangerte die Opposition als Ursache für die folgenden Ausschreitungen an. Bei diesen gewaltsamen Protesten sind bisher nach Angaben unabhängiger Organisationen mindestens elf, möglicherweise sogar 20 Menschen ums Leben gekommen. Die Generalstaatsanwaltschaft verzeichnet über 1.000 Festnahmen.
Angesichts der eskalierenden Gewalt sieht sich die Opposition in ihrer Position bestärkt. „Nach unserem klaren Wahlsieg ist die Antwort des Regimes Mord, Entführung und Verfolgung“, erklärte Machado auf der Plattform X. Luis Almagro, Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), will beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag sogar einen Haftbefehl gegen Maduro beantragen.
Unterdessen hat Maduro vor einem Blutbad gewarnt und beklagt die angebliche Heimtücke und Grausamkeit der Opposition. Er fordert eine Untersuchung der Wahl durch das Oberste Gericht, das jedoch als regierungstreu bekannt ist. Die unabhängige US-Organisation Carter Center hat die Wahl nicht als demokratisch eingestuft.
Infolge der Wahl hat Maduro offiziell den Sieg beansprucht, während die Opposition González als Sieger mit 67 Prozent der Stimmen sieht. Auch die USA, die EU und mehrere lateinamerikanische Länder, darunter Peru, zweifeln das Ergebnis an. Peru erkannte sogar González als Wahlsieger an, was zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Venezuela führte.
Die US-Regierung warnte, die Geduld der internationalen Gemeinschaft sei erschöpft. Der Nationale Sicherheitsrat forderte eindringlich die Veröffentlichung detaillierter Wahldaten. Venezuela steckt seit Jahren in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise, wobei mehr als 80 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben und viele Grundversorgungen knapp sind. Mehr als sieben Millionen Menschen haben bereits das Land verlassen.