Die jüngsten Erkenntnisse des britischen Office for National Statistics (ONS) offenbaren einen interessanten Trend: Väter sind eher als Mütter dazu geneigt, ihre Arbeitszeit zwischen dem Zuhause und dem Büro zu teilen. Seit der Pandemie hat sich das hybride Arbeiten für etwa ein Viertel der berufstätigen Erwachsenen als „neue Normalität“ etabliert.
Jedoch zeigt die Analyse des ONS klare Unterschiede innerhalb der Belegschaft auf. Jene, die von der größeren Flexibilität profitieren können, sind zumeist ältere Mitarbeiter in höheren Positionen mit entsprechenden Qualifikationen. Dagegen stehen alle, deren Tätigkeit eine physische Präsenz am Arbeitsort verlangt.
Insbesondere Eltern nutzen das hybride Arbeitsmodell häufiger, wie das ONS festgestellt hat. Zwischen April und Juni gaben 35 Prozent der befragten Eltern an, teilweise von zu Hause aus zu arbeiten, verglichen mit 24 Prozent der Nicht-Eltern. Dabei sind Väter mit 41 Prozent wesentlich eher hybrid tätig als Mütter mit nur 30 Prozent. Eine konkrete Erklärung liefert das ONS dafür nicht, es spiegelt jedoch eine Tendenz wider: Frauen sind häufig aus familiären Gründen außerhalb des Arbeitsmarktes tätig oder arbeiten in Teilzeit.
Außerdem sind Frauen stärker in Berufssektoren vertreten, die Präsenzarbeit bevorzugen, wie Bildung, Einzelhandel oder Pflege. Im Gegensatz dazu dominieren Männer in Bereichen wie IT, wo das Arbeiten von zu Hause häufiger möglich ist. Bei Nicht-Eltern unterscheiden sich die Arbeitsgewohnheiten kaum nach Geschlecht, 25 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer arbeiten hybrid.
Diese Zahlen verdeutlichen, in welchem Maße Eltern auf die Flexibilität nach der Pandemie angewiesen sind, um ihre familiären Verpflichtungen zu bewältigen. Der Wegfall dieser Flexibilität könnte zu Herausforderungen führen, da Arbeitgeber zunehmend auf Anwesenheit im Büro bestehen.
In London kehren Beschäftigte langsamer an ihren Arbeitsplatz zurück als in anderen Metropolen weltweit. Dennoch setzen große Unternehmen wie EY und PwC kürzlich verstärkt auf Anwesenheitspflichten. Auch Beamte, die bislang häufiger von zu Hause aus arbeiteten als ihre Kollegen aus der Privatwirtschaft, wurden letzten Monat dazu aufgefordert, mindestens 60 Prozent ihrer Arbeitszeit im Büro zu verbringen, während die Regierung erneut beginnt, die Präsenzzeit zu überwachen und zu veröffentlichen.
Interessanterweise hat das ONS herausgefunden, dass diejenigen, die von zu Hause arbeiten, die Zeit, die sie durch das Wegfallen des Pendelns sparen, für zusätzliches Schlafen und Sport nutzen. Eine im März durchgeführte Umfrage zeigt, dass Personen, die an einem bestimmten Tag von zu Hause aus arbeiten, im Durchschnitt 25 Minuten mehr mit Schlafen und Ausruhen sowie 15 Minuten mehr mit Sport und Wohlbefinden verbringen.