06. September, 2024

Wirtschaft

Varta vor radikaler Restrukturierung: Werden Alt-Aktionäre verdrängt?

Varta vor radikaler Restrukturierung: Werden Alt-Aktionäre verdrängt?

Der angeschlagene Batteriekonzern Varta sieht sich zu drastischen Maßnahmen gezwungen, um seine Existenz zu sichern. In einem überraschenden Schritt plant das Unternehmen, seine Alt-Aktionäre aus dem Konzern zu drängen und dabei auch Gläubigern einen Großteil ihrer Ansprüche zu streichen. Widerstand vonseiten der Kreditgeber ist dabei vorprogrammiert.

Die Konzernführung kündigte jüngst an, beim Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben gemäß dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) anzeigen zu wollen. Dieses soll eine Insolvenz des Unternehmens vermeiden, indem Arbeitsplätze gesichert und Gläubigerinteressen geschützt werden. Für die bisherigen Aktionäre bedeuten die Pläne jedoch eine Hiobsbotschaft: Eine Herabsetzung des Grundkapitals auf null Euro sowie eine anschließende Kapitalerhöhung ohne Bezugsrechte stehen im Raum.

Da eine Zustimmung der Alt-Aktionäre zu diesen Plänen äußerst unwahrscheinlich erscheint, greift Varta auf das StaRUG zurück, das Einzelgläubigern und Aktionären ihre Mitspracherechte entzieht, um die operative Lebensfähigkeit des Unternehmens nicht zu gefährden. Ein Schuldenschnitt soll zudem nur erfolgen, wenn das Eigenkapital auf null gesetzt wird – eine Bedingung, die für große Gläubiger kontrovers ist.

Zudem benötigt Varta finanzielle Mittel im hohen zweistelligen Millionenbereich, für deren Deckung derzeit Verhandlungen mit Finanzgläubigern und Investoren laufen. Zu den Gesprächspartnern zählen unter anderem der Mehrheitseigentümer und Aufsichtsratschef Michael Tojner sowie die Porsche AG, die an einem Erwerb des Geschäftsbereichs für Elektroautobatterien interessiert ist.

Große Gläubiger äußern Bedenken an den angekündigten Maßnahmen, da sie von der Kapitalerhöhung ausgeschlossen wären. Ihnen würde lediglich die Möglichkeit fehlen, nach dem Kapitalschnitt weiterhin finanziell beteiligt zu bleiben, was die Fairness infrage stellt und das Scheitern des Restrukturierungsprozesses gefährden könnte.

Trotz gegenteiliger Beteuerungen seitens Varta-CEO Michael Ostermann fühlen sich die Gläubiger bisher übergangen und insistieren auf eine stärkere Einbindung in die Rettungspläne. Die finanzielle Schwere der Verbindlichkeiten, die knapp eine halbe Milliarde Euro betragen, verdeutlicht die Notwendigkeit einer kooperativen Lösung unter Einbeziehung aller beteiligten Parteien.

Varta, seit dem Börsengang 2017 noch bei einem Kurs von 17,50 Euro gestartet, hatte Anfang 2021 seinen Höchststand bei 181,30 Euro erreicht. Der letzte Kurswert lag am Freitag bei 10,32 Euro, womit der Börsenwert des Unternehmens knapp 440 Millionen Euro betrug. Mehr als die Hälfte der Aktien sind im Besitz von Montana Tech Components, einem Unternehmen von Michael Tojner.