23. September, 2024

Wirtschaft

Varta vor juristischer Zerreißprobe: Kleinanleger wehren sich gegen drohende Enteignung

Varta vor juristischer Zerreißprobe: Kleinanleger wehren sich gegen drohende Enteignung

Die mögliche Enteignung der Kleinaktionäre durch den Batteriehersteller Varta ruft nun die Anlegerschützer auf den Plan. Eine Klage der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) könnte die ohnehin schwierige Sanierung des Konzerns weiter verzögern. DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler äußerte scharfe Kritik an der Unternehmensführung nach einer außerordentlichen Hauptversammlung und bezeichnete die Veranstaltung als "Kampfansage".

Tüngler betonte, dass die Verhandlungen zwar noch andauern, der Druck auf Varta jedoch deutlich steigen müsse. Die Wahrscheinlichkeit eines Gerichtsverfahrens sei stark gestiegen, und man bereite sich konkret darauf vor. Sollten die Pläne zur Entschädigungslosigkeit der Kleinaktionäre umgesetzt werden, werde man die rechtlichen Mittel ausschöpfen.

Vor der Versammlung hatte auch DSW-Vizepräsident Klaus Nieding die Informationspolitik des Unternehmens scharf kritisiert und auf eine einvernehmliche Lösung gedrängt. Er warnte, dass ein Scheitern der Verhandlungen zu Gerichtsstreitigkeiten und erheblichen Verzögerungen führen könnte, was im Interesse keiner der beteiligten Parteien sei – weder der Gesellschaft noch der Aktionäre, Arbeitnehmer oder Kunden.

Der Varta-Konzern, ansässig in Ellwangen im Schwabenland, befindet sich seit längerem in einer schweren Krise. Das Unternehmen hatte bereits im Juli ein StaRUG-Verfahren angemeldet, das es ermöglicht, die Interessen der Aktionäre zugunsten der Unternehmenssanierung außer Acht zu lassen. Im August verkündete Varta eine Einigung zum Sanierungskonzept. Dieses sieht vor, Schulden um fast die Hälfte zu reduzieren und das Grundkapital auf null zu setzen, wodurch die aktuelle Aktionärsstruktur vollständig aufgelöst wird.

Diese Maßnahmen sind bei den freien Aktionären auf starken Widerstand gestoßen. Nieding kritisierte die Methoden zur Enteignung scharf und betonte, die Aktionäre seien bereit, zusätzliches Kapital bereitzustellen. Sollte eine Kapitalerhöhung nicht gewünscht sein, fordern die Kleinanleger zumindest eine Entschädigung für den Verzicht auf ihre Bezugsrechte.

Die Schwierigkeiten des Batterienherstellers sind vielfältig: Schwankende Nachfragen, Managementfehler und eine erhebliche Abhängigkeit vom Großkunden Apple. Erschwerend kam ein Hackerangriff im Februar hinzu, der die Produktion des Unternehmens wochenlang beeinträchtigte. Der Umsatz von Varta beläuft sich in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 auf rund 554 Millionen Euro. Weitere Geschäftszahlen werden Ende Oktober sowie im November erwartet.