23. September, 2024

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Varta-Kleinanleger am Scheideweg: Enteignung droht

Varta-Kleinanleger am Scheideweg: Enteignung droht

Anlegerschützer hoffen trotz der drohenden Entmachtung der Varta-Kleinaktionäre auf eine einvernehmliche Lösung mit dem kriselnden Batteriekonzern. Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur die Notwendigkeit, freie Aktionäre in eine potenzielle Lösung einzubinden. Nieding kritisierte allerdings die mangelnde Informationspolitik des Unternehmens: "Transparenz scheint dort ein Fremdwort zu sein."

Aus seiner Sicht wäre eine Einigung auch im Interesse des Konzerns: "Dann käme Ruhe in die Sache rein." Sollte dies nicht gelingen, plant die DSW, sämtliche Rechtsmittel auszuschöpfen – was die Situation erheblich verkomplizieren könnte. Dies sei weder im Interesse der Gesellschaft noch der Aktionäre, geschweige denn der Arbeitnehmer und Kunden.

Der Varta-Vorstand tritt heute auf einer außerordentlichen Hauptversammlung zusammen, um über die Lage des Unternehmens zu berichten. Die DSW vertritt nach eigenen Angaben über 3.000 freie Varta-Aktionäre, die derzeit 49,9 Prozent der Aktien halten. Mehrheitsaktionär Michael Tojner hält über Montana Tech Components 50,1 Prozent der Anteile, plant jedoch eine Veränderung der Aktionärsstruktur.

Der Batteriehersteller aus Ellwangen steht schon länger unter Druck und will die Kleinanleger mittels des Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (StaRUG) aus dem Unternehmen drängen. Das Verfahren, welches im Juli angemeldet wurde, erlaubt es, die Interessen der Aktionäre auszuhebeln. Im August erreichte Varta eine Einigung über ein Sanierungskonzept, das im Wesentlichen zwei Maßnahmen umfasst: eine Schuldenreduzierung sowie die Herabsetzung des Grundkapitals auf null Euro.

Diese Maßnahmen würden die derzeitigen Aktionäre ohne Kompensation aus dem Unternehmen drängen und die Börsennotierung von Varta beenden. Im Anschluss daran sollen erneut Aktien ausgegeben werden, jedoch nur an Tojners Gesellschaft und Porsche, die jeweils 30 Millionen Euro investieren. Zusätzliche 60 Millionen Euro sollen von den Gläubigern als Darlehen kommen.

Die freien Aktionäre sind verärgert: "Die Anwendung des Verfahrens zur kalten Enteignung ist für uns missbräuchlich," sagte Nieding. Sie seien bereit, zusätzliches Kapital zu investieren und möchten sich an einer Kapitalerhöhung beteiligen. Alternativ fordern sie eine Entschädigung für den Verzicht auf Bezugsrechte.

Die Krise bei Varta ist nicht neu: Schwankende Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, Managementfehler und eine Hackerattacke im Februar, die wochenlang die Produktion lahmlegte, haben dem Unternehmen schwer zugesetzt. In den ersten neun Monaten 2023 erzielte Varta einen Umsatz von rund 554 Millionen Euro. Der Geschäftsbericht 2023 wird Ende Oktober erwartet, Angaben zum ersten Quartal 2024 im November.