Varta steht mit dem Rücken zur Wand
Der Traditionskonzern aus Ellwangen hat turbulente Monate hinter sich. Die Nachfrage nach Batterien schwankt, Konkurrenz aus China macht Druck, und zu allem Überfluss wurde das Unternehmen im Februar von einem Hackerangriff lahmgelegt.
Jetzt, nach intensiven Verhandlungen, gibt es endlich Licht am Ende des Tunnels: Der Sanierungsplan für Varta nimmt Gestalt an.
„Wir haben eine Lösung mit den Schuldscheindarlehensgebern gefunden“, verkündete Varta-Chef Michael Ostermann – ein entscheidender Schritt in Richtung Rettung.
Schuldenschnitt und neue Investoren
Das Herzstück der Rettung: Ein massiver Schuldenschnitt. Varta soll seine Schulden von knapp 500 Millionen Euro auf 230 Millionen Euro reduzieren – eine Erleichterung, die dringend nötig ist.
Für frisches Kapital sorgen der Sportwagenbauer Porsche und weitere Gläubiger, die bereitstehen, um das Unternehmen zu stabilisieren. So weit, so gut – zumindest aus Sicht der großen Investoren.
Doch für die Kleinaktionäre sieht es düster aus. Sie sollen laut Plan aus dem Unternehmen gedrängt werden, was für sie den Totalverlust bedeutet. Es ist wenig überraschend, dass sie Widerstand angekündigt haben. Doch ihre Stimme wird in diesem speziellen Sanierungsverfahren, dem sogenannten StaRUG-Verfahren, kaum Gewicht haben.
Hoffnung auf 2027 – oder doch zu spät?
Geht alles nach Plan, wird der Sanierungsplan Anfang Oktober beim zuständigen Gericht eingereicht. Ostermann ist optimistisch, dass das Verfahren noch dieses Jahr abgeschlossen wird – spätestens aber im Januar 2024.
Das Ziel? Die Finanzierung von Varta soll bis 2027 gesichert werden, was auch mit Stellenstreichungen und Einsparungen einhergeht. Für die rund 4.000 Mitarbeiter des Unternehmens bedeutet das weitere Unsicherheit.
Krise nicht von gestern
Die Probleme bei Varta sind nicht neu. Schon länger klagt das Unternehmen über schwankende Nachfrage bei kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, etwa für Kopfhörer.
Hinzu kommt der zunehmende Preisdruck durch billige Konkurrenz aus China. Und dann war da noch der Cyberangriff, der die Produktion für Wochen lahmlegte. Doch auch das Management stand in der Kritik, weil wichtige strategische Entscheidungen verschleppt wurden.
Rettung mit bitterem Beigeschmack
Während das Sanierungsverfahren Varta wieder auf Kurs bringen könnte, bleibt ein bitterer Beigeschmack. Für die Kleinaktionäre ist die Lage katastrophal, und sie stehen vor dem Totalverlust.
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