Es ging schnell, und es ging tief: Die Varta-Aktie hat eine rasante Talfahrt hinter sich. Zwischen 2019 und 2021 galt das Papier als absoluter Star am deutschen Aktienhimmel, getrieben von der Hoffnung auf bahnbrechende Batterie-Innovationen.
Doch diese Träume sind längst geplatzt. Statt Innovationen und Wachstum steht Varta heute vor der nächsten großen Hürde – und das Sanierungskonzept könnte für Kleinanleger das Ende bedeuten.
Der Kurssturz, den die Aktie in den letzten Monaten erlitten hat, war brutal. Vom einstigen Höchststand von knapp 180 Euro ist das Papier auf 1,51 Euro gefallen – ein Verlust von über 90 Prozent seit Jahresbeginn. Der Markt reagierte auf das im August verkündete Sanierungskonzept panisch: Die Aktie fiel zwischenzeitlich auf 0,76 Euro. Die Botschaft war klar: Für Kleinanleger könnte es düster aussehen.
Das Sanierungskonzept – Ende für Altaktionäre?
Was steckt hinter diesem radikalen Sanierungsansatz? Der Varta-Aufsichtsrat hat Ende August einem Plan zugestimmt, der das Grundkapital auf null Euro herabsetzen soll. Das bedeutet, dass die bisherigen Aktionäre – darunter viele Kleinanleger – ihren gesamten Anteil verlieren. Kein Restwert, keine Entschädigung.
Der Hauptaktionär Michael Tojner und der neue strategische Investor Porsche hingegen sollen frisches Kapital einbringen und damit die Grundlage für einen Neuanfang schaffen. Doch das hinterlässt die bisherigen Aktionäre im Regen stehen. Sie werden ohne Rücksicht auf Verluste aus dem Unternehmen gedrängt.
Warum Varta scheiterte: Ein Blick hinter die Kulissen
Wie konnte ein einstiger Star der deutschen Wirtschaft so tief fallen? Varta war lange auf wenige, dafür große Kunden angewiesen – allen voran Apple. Die Batterien für kabellose Kopfhörer, insbesondere die AirPods, waren das Zugpferd.
Doch die Nachfrage nach diesen Batterien brach ein, und Varta konnte nicht schnell genug reagieren. Hinzu kamen die gestiegenen Produktionskosten, die durch die globalen Lieferkettenprobleme und die Inflation zusätzlich explodierten.
Der Einstieg in die Elektromobilität, wo Varta große Hoffnungen setzte, kam ebenfalls ins Stocken. Asiatische Hersteller wie CATL und LG Chem übernahmen die Führung, während Varta in Europa zu wenig Kapazitäten aufbaute und Marktanteile verlor. Besonders schmerzlich: Die großen Investitionen in neue Batteriezellen konnten nicht schnell genug umgesetzt werden, und die Konkurrenz zog davon.
Die Rolle des Managements: Vertrauensverlust auf ganzer Linie
Nicht nur die äußeren Umstände, sondern auch das Vertrauen in das Management hat bei Varta erheblich gelitten. Aktionäre und Analysten äußerten wiederholt Bedenken, dass die strategische Ausrichtung zu spät korrigiert wurde.
Besonders die Abhängigkeit von Nischenmärkten und die zögerliche Umsetzung der Elektromobilitätsstrategie wurden als große Fehler gewertet.
Hinzu kamen wiederholte Korrekturen der Gewinnprognosen, die das Vertrauen der Anleger endgültig erschütterten. Von den einstigen Erfolgsversprechen ist wenig übrig geblieben. Stattdessen kämpft das Management um Schadensbegrenzung – doch für viele Kleinanleger kommt diese Einsicht zu spät.
Zukunftsaussichten: Sanierung oder Insolvenz?
Für Varta steht alles auf dem Spiel. Kann die Sanierung das Unternehmen retten? Das hängt maßgeblich davon ab, ob die neuen Investitionen von Porsche und Tojner ausreichen, um die laufenden Verluste zu decken und das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs zu bringen.
Doch selbst bei einer erfolgreichen Restrukturierung bleibt die Frage: Wie will Varta sich gegen die starke Konkurrenz aus Asien behaupten?
Das Unternehmen wird sich neu positionieren müssen, möglicherweise durch den Ausbau von stationären Energiespeichern oder einer stärkeren Fokussierung auf industrielle Anwendungen. Doch dafür braucht es Zeit – und die ist knapp.
Das Risiko bleibt hoch: Was passiert mit den Kleinanlegern?
Die Kleinanleger stehen in dieser Situation vor einer bitteren Wahrheit: Sie werden wohl leer ausgehen. Der Ausschluss der Altaktionäre durch die Nullsetzung des Grundkapitals wird voraussichtlich zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen. Doch selbst wenn es zu Klagen kommt, dürften die Chancen gering sein, den Verlust noch abzuwenden.
Zudem ist es möglich, dass die Aktie von der Frankfurter Börse genommen wird, was den Totalverlust für die Investoren endgültig besiegeln könnte. Die dramatischen Kursverluste haben bereits dazu geführt, dass Varta aus den wichtigsten Börsenindizes entfernt wurde.
Der Abstieg eines einstigen Hoffnungsträgers
Für Varta sieht die Zukunft alles andere als rosig aus. Das Sanierungskonzept mag das Unternehmen kurzfristig stabilisieren, aber die Herausforderungen bleiben enorm. Die Abhängigkeit von großen Kunden, die starke Konkurrenz und die finanziellen Probleme könnten den Batteriehersteller langfristig weiter belasten.
Kleinanleger sollten sich auf das Schlimmste vorbereiten: Die Chancen auf eine Erholung ihrer Investitionen stehen schlecht. Wer gehofft hatte, von der Varta-Erfolgsgeschichte zu profitieren, muss sich nun mit der harten Realität auseinandersetzen – einem Totalverlust, der kaum noch abzuwenden ist.