22. Februar, 2025

Wirtschaft

Vanguards Ausblick für 2025 – Wo Anleger vorsichtig sein sollten

Vanguard warnt vor geopolitischen Risiken, überbewerteten Aktienmärkten und einer neuen Ära hoher Zinsen. Während die US-Wirtschaft stabil erscheint, stehen Europa und China vor großen Herausforderungen. Anleger müssen sich auf eine veränderte Marktlandschaft einstellen.

Vanguards Ausblick für 2025 – Wo Anleger vorsichtig sein sollten
Märkte im Umbruch: Während die US-Wirtschaft weiterhin wächst, warnt Vanguard vor möglichen Rückschlägen durch Handelszölle, hohe Zinsen und politische Unsicherheiten im Wahljahr 2025.

USA: Wachstum hält an – aber wie lange noch?

Die US-Wirtschaft hat sich 2024 als widerstandsfähig erwiesen, trotz einer restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve. Laut Vanguard konnten die USA „ein beschleunigtes Wachstum und Vollbeschäftigung erreichen, ohne signifikante Einbußen durch steigende Zinsen zu erleiden“.

Doch 2025 könnten neue Risiken das Bild verändern. Steigende Löhne, Protektionismus und eine mögliche Veränderung der Fiskalpolitik könnten sich als Belastung für das Wachstum erweisen. Vanguard prognostiziert ein Abflauen des US-BIP-Wachstums von derzeit rund 3 % auf 2 %, während die Kerninflation über 2,5 % bleiben könnte.

Ein weiteres Risiko liegt in den bevorstehenden US-Wahlen. Neue Handelszölle oder eine restriktivere Einwanderungspolitik könnten zu einer Angebotsverknappung führen, was die Inflation anheizen würde. Zudem bleibt die Unsicherheit über die Zinspolitik der Fed: Während einige Marktakteure Zinssenkungen erwarten, sieht Vanguard eine anhaltende Phase hoher Realzinsen als wahrscheinlich an.

Europa: Inflation unter Kontrolle, Wachstum bleibt aus

In der Eurozone scheint die Inflation allmählich zurückzugehen, doch das Wachstum bleibt eine Herausforderung. Steigende Energiepreise, schwache Unternehmensinvestitionen und ein stagnierender Arbeitsmarkt bremsen die wirtschaftliche Dynamik.

Vanguard erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinssätze bis Ende 2025 auf 1,75 % senken könnte, um der Wirtschaft Impulse zu geben.

Besonders die exportorientierten Volkswirtschaften Europas stehen unter Druck:
Deutschland kämpft mit einer schwachen Industrieproduktion und abnehmender Wettbewerbsfähigkeit.
Frankreich und Italien sehen sich mit wachsender Staatsverschuldung konfrontiert, die fiskalische Spielräume einschränkt.
Die Unsicherheit über die zukünftige Energieversorgung bleibt ein zentraler Risikofaktor.

Europas Wachstum bleibt hinter den Erwartungen zurück: Trotz sinkender Inflation prognostiziert Vanguard eine anhaltende wirtschaftliche Schwäche in der Eurozone – mit Deutschland als größtem Sorgenkind.

Zusätzlich belastet der nachlassende Welthandel das Wachstum. Chinas schwächelnde Konjunktur bedeutet weniger Nachfrage nach europäischen Exporten, insbesondere im Maschinenbau und der Automobilindustrie.

China: Kein Wachstumstreiber mehr?

China bleibt ein Unsicherheitsfaktor für die globalen Märkte. Während die Regierung weiterhin auf Stimulusmaßnahmen setzt, bleibt die strukturelle Wachstumsschwäche offensichtlich. Vanguard hält an einer unterdurchschnittlichen Wachstumsprognose für China fest, da:


Die Immobilienkrise weiterhin anhält und die Verschuldung von Bauträgern die Gesamtwirtschaft belastet.
Das Konsumentenvertrauen schwach bleibt, was den privaten Konsum hemmt.
Internationale Investoren zunehmend zurückhaltend sind, da geopolitische Spannungen mit den USA und Europa bestehen.

Dennoch bleibt China ein wichtiger Akteur auf den Rohstoffmärkten. Die Nachfrage nach kritischen Metallen und Halbleitern bleibt hoch, was sich langfristig auf die weltweiten Lieferketten auswirken könnte.

Höhere Zinsen: Das neue Normal?

Eine der wichtigsten Aussagen des Vanguard-Ausblicks betrifft die langfristige Zinspolitik. Die Ära der ultraniedrigen Zinsen scheint vorbei. Vanguard geht davon aus, dass Realzinsen auf einem höheren Niveau verbleiben werden als in den 2010er Jahren.

Was bedeutet das für Investoren?
Anleihen werden wieder attraktiver, mit erwarteten Renditen von 4,3 % bis 5,3 % pro Jahr für globale Staats- und Unternehmensanleihen.
Aktienmärkte könnten anfälliger für Korrekturen sein, insbesondere in Wachstumssektoren wie Technologie, die stark von niedrigen Finanzierungskosten abhängig sind.
Immobilienmärkte stehen unter Druck, da höhere Finanzierungskosten den Wohnungsbau und die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien bremsen.


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Aktienmarkt 2025: Überbewertet oder stabil?

Die US-Börsen haben in den letzten Jahren stark zugelegt, doch Vanguard warnt vor einer möglichen „Bewertungsfalle“. Sind die hohen Kurse gerechtfertigt, oder stehen wir vor einer Korrektur?

Technologieaktien dominieren weiterhin, profitieren aber von niedrigen Finanzierungskosten – ein Risiko, wenn die Zinsen hoch bleiben.
Internationale Märkte erscheinen attraktiver bewertet. Besonders Schwellenländer könnten langfristig besser performen, auch wenn geopolitische Risiken bestehen.
Europäische Aktien bleiben zurückhaltend, da Wachstumssorgen die Märkte belasten.

Vanguard zieht eine Parallele zur Marktlage in den späten 1990er-Jahren: Befinden wir uns in einer Phase nachhaltigen Wachstums – oder vor einem möglichen Einbruch?