Die jüngsten Entwicklungen im Südchinesischen Meer deuten auf eine bereits angespannte Lage hin, die durch neue Faktoren weiter verschärft wurde. Die amerikanische Armee führte vor Kurzem gemeinsame Militärübungen auf den Philippinen durch und setzte dabei erstmals seit 1991 in Asien mittelstreckenballistische Raketen ein. Während die Truppen nach den Manövern größtenteils heimkehrten, verblieben die Raketen dort.
Ein bemerkenswerter Vorstoß folgte auf die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten: Der Verteidigungsminister der Philippinen äußerte Interesse am Kauf des neuen Raketen-Systems, in der Hoffnung, es könnte künftige chinesische Aggressionen rund um Taiwan oder im Südchinesischen Meer abschrecken. Dieser Kaufwunsch ist jedoch finanziell herausfordernd, da das philippinische Verteidigungsbudget im Vergleich zu anderen amerikanischen Verbündeten in der Region begrenzt ist.
In den vergangenen zwei Jahren kam es zu mehreren Scharmützeln zwischen philippinischen und chinesischen Seestreitkräften in den umstrittenen Spratly-Inseln, die von beiden Ländern beansprucht werden. Trotz der bestehenden Spannungen blieb es bislang bei Drohgebärden, etwa durch den Einsatz von Wasserkanonen. Präsident Ferdinand Marcos betonte, dass der Tod eines philippinischen Bürgers eine rote Linie überschreiten würde, die auch die USA in Bedrängnis bringen könnte.
Ob Trump diese rote Linie anerkennen würde, bleibt unklar. In der Vergangenheit zeigte er jedoch Unterstützung für die Philippinen, indem er die Sicherheitsgarantien der USA für deren Schiffe bestätigte. Unter seinem Vorgänger Duterte pflegte das Land eine distanzierte Beziehung zu Amerika, die sich unter Präsident Marcos wieder entspannter gestaltet. Dennoch wirft Trumps Sichtweise, dass Verbündete ihre eigenen Verteidigungskosten tragen sollten, Fragen zur zukünftigen Hilfsbereitschaft auf.
Berichte über Marco Rubios potenzielle Rolle im künftigen Kabinett als Außenminister geben den Philippinen Hoffnung, da er die Verteidigung der Region als im amerikanischen Interesse liegend betrachtet. Die prioritäreren amerikanischen Interessen im Hinblick auf Taiwan könnten dabei eine Schlüsselposition einnehmen, und den Philippinen somit einen strategischen Vorteil verschaffen. Dennoch bleibt abzuwarten, wie weit Marcos seine offensive Strategie zur Sicherung des philippinischen Einflusses im Südchinesischen Meer weiterverfolgen kann, ohne die Unterstützung der USA zu gefährden.
Falls die rechtlichen Auseinandersetzungen um maritime Zonen in weitere Konflikte auf See eskalieren, könnte Trump womöglich vereinzelt mit der Bitte um Unterstützung konfrontiert werden – ein Szenario, das die diplomatischen Beziehungen auf eine harte Probe stellen könnte.