29. September, 2024

Politik

USA im Finanzvisier: Steigende Unternehmenssteuern und historische Aktienreaktionen

USA im Finanzvisier: Steigende Unternehmenssteuern und historische Aktienreaktionen

Der Wahlkampf in den USA befindet sich auf der Zielgeraden, und ausgewählte Politiken könnten den Finanzmarkt erheblich beeinflussen. Eine der zentralen Debattenpunkte betrifft die Unternehmenssteuer. Während die Steuerreform von Ex-Präsident Donald Trump eine dauerhafte Reduzierung des Unternehmenssteuersatzes von 35% auf historisch niedrige 21% vorsah, plant die aktuelle Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, eine Erhöhung des Satzes auf 28%.

Der Vorschlag, die Unternehmenssteuern um ein Drittel anzuheben, zielt darauf ab, zusätzliche Einnahmen für den US-Haushalt zu generieren. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Bundesregierung seit 1970 (mit wenigen Ausnahmen) jedes Jahr mehr ausgegeben hat, als sie eingenommen hat. Die Folge: Der Bundeshaushalt verzeichnet ein besorgniserregendes Defizit, das 2023 nahe an 1,7 Billionen US-Dollar lag und die Staatsverschuldung auf rund 35 Billionen US-Dollar erhöhte. Harris' Steuererhöhung soll in den kommenden Jahren etwa 4,1 Billionen US-Dollar zusätzlich einbringen.

Obwohl eine Steuererhöhung auf dem Papier als negativ für Unternehmen erscheint, zeigt die historische Analyse von Fidelity, dass dies nicht zwangsläufig zu einem Einbruch an den Aktienmärkten führt. Untersuchungen des Verhaltens des S&P 500 Index in jenen Jahren, in denen Unternehmenssteuern erhöht wurden – darunter 1950, 1951, 1952, 1968 und 1993 – zeigen positive Kursentwicklungen. Im Durchschnitt stieg der Index um 13% in diesen Jahren.

Dies widerlegt zwar nicht die grundsätzlichen Bedenken bezüglich Steuererhöhungen, gibt jedoch Anlass zur Hoffnung, dass die Märkte stabil reagieren könnten. Die Geschichte zeigt, dass Aktienmärkte nach Steuererhöhungen tendenziell gut abgeschnitten haben, auch wenn dies keine Garantie für die Zukunft darstellt.

Dennoch sollten Anleger ein genaues Auge auf die aktuellen Bewertungen haben. Die Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 Index liegt derzeit bei 36,9 – mehr als doppelt so hoch wie der historische Durchschnitt von 17,16 seit 1871. Historisch betrachtet haben der S&P 500, der Dow Jones Industrial Average und der Nasdaq Composite oft empfindlich korrigiert, nachdem das Shiller-KGV über 30 gestiegen war.

Zusammengefasst: Egal, wer das Amt im Januar 2025 übernimmt, ob Kamala Harris oder Donald Trump, der neue Präsident wird einen der teuersten Aktienmärkte der Geschichte erben. Aktuell könnte die Marktbewertung für Anleger eine größere Herausforderung darstellen als politische Steuerpläne.