Direkter Druck aus Washington
Die globale Automobilindustrie sieht sich einer zunehmend härteren Prüfung durch die US-Regierung ausgesetzt. Vor Kurzem erhielten führende deutsche Autobauer und Zulieferer Post von Senator Ron Wyden, Vorsitzender des Finanzausschusses, der eine Untersuchung gegen sie wegen möglicher Verbindungen zu Zwangsarbeit in Xinjiang eingeleitet hat.
Dieser Vorstoß unterstreicht die Ernsthaftigkeit, mit der die USA die Einhaltung der Menschenrechte in internationalen Lieferketten vorantreiben wollen.
Ein Gesetz gegen Zwangsarbeit
Eine der prominenten Rednerinnen ist Rushan Abbas, eine Vertreterin der Uiguren. Ihre bewegenden Schilderungen über die Lage ihrer Landsleute münden in der schnellen Verabschiedung des "Uyghur Forced Labor Prevention Act".
Dieses Gesetz verbietet den Import von Produkten aus Xinjiang, sofern nicht klar bewiesen werden kann, dass diese ohne Zwangsarbeit hergestellt wurden. Für Unternehmen bedeutet dies eine enorme Herausforderung, da sie nun die Beweislast tragen.
Direkte Auswirkungen auf die deutsche Autoindustrie
Die Umsetzung dieses Gesetzes hat schnell greifbare Folgen für die deutsche Automobilindustrie. Im Februar 2022 werden 13.000 Autos von Marken wie Audi, Bentley und Porsche an amerikanischen Häfen gestoppt, weil sie Bauteile enthalten könnten, die unter Zwangsarbeit hergestellt wurden.
Dies zeigt deutlich, wie amerikanische Innenpolitik direkten Einfluss auf globale Wirtschaftsbeziehungen nehmen kann.
BMW und VW im Fokus
Ein jüngerer Bericht des US-Senats offenbart, dass BMW mindestens 8.000 Autos in die USA importiert hat, die elektronische Bauteile eines sanktionierten chinesischen Zulieferers enthalten.
BMW reagiert schnell und verspricht, die betroffenen Teile auszutauschen. Volkswagen hatte bereits ähnliche Probleme, als deren Fahrzeuge wegen Verdachts auf Zwangsarbeit nicht eingeführt werden durften.
Langfristige Auswirkungen und Entscheidungen
Während in der EU noch über ein mögliches Lieferkettengesetz debattiert wird, zeigt Amerika mit dem UFLPA, dass schnelles politisches Handeln möglich ist. Über 7.000 Lieferungen im Wert von 2,6 Milliarden Dollar wurden bereits blockiert. Diese Entwicklungen zwingen deutsche Automobilhersteller dazu, ihre Produktions- und Lieferketten neu zu überdenken.
Ein Netz aus Verpflichtungen und Kontrollen
Die Kernfrage, die sich nun stellt, ist, wie tief deutsche Unternehmen in die Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang verstrickt sind. Firmen wie Bosch, ZF und Continental stehen im Fokus der US-Behörden, die eine lückenlose Transparenz ihrer Lieferketten fordern.
Die Unternehmen müssen nun beweisen, dass ihre Produkte frei von Zwangsarbeit sind – eine Herausforderung, die sich angesichts der komplexen und oft intransparenten Liefernetzwerke als äußerst schwierig erweist.
Die Schwierigkeiten der Überwachung
Ein hochrangiger Manager der Zuliefererbranche gibt zu bedenken, dass es nahezu unmöglich ist, die Einhaltung der Menschenrechte entlang der gesamten Lieferkette zu garantieren.
Insbesondere die Herkunft von Rohstoffen wie Aluminium, das zu einem erheblichen Teil aus Xinjiang stammt, ist schwer zu verfolgen.
Die Menschrechtsorganisation Human Rights Watch hat aufgezeigt, dass ein bedeutender Anteil des in China produzierten Aluminiums unter Bedingungen der Zwangsarbeit gefertigt wird.
Chinas Rolle in der globalen Batterieproduktion
Ein besonders heikles Feld ist die Produktion von Batteriezellen, die für die boomende E-Mobilität unerlässlich sind. Der größte Batteriezellhersteller der Welt, CATL aus China, steht ebenfalls im Rampenlicht.
CATL beliefert nahezu alle großen Autobauer und betreibt ein Batteriewerk in Thüringen. Es gibt jedoch Berichte, dass einige der von CATL bezogenen Rohstoffe von Unternehmen stammen, die auf der schwarzen Liste der USA stehen.
Politische Untertöne im Handelskonflikt
Die Maßnahmen der USA könnten über den Schutz der Menschenrechte hinausgehen und Teil einer breiteren industriepolitischen Strategie sein, die darauf abzielt, amerikanischen Unternehmen Vorteile zu verschaffen.
Die jüngsten Aktionen werfen Fragen auf, ob die vehemente Durchsetzung von Sanktionen gegen chinesische Firmen auch dazu dient, die Wettbewerbsfähigkeit von US-Unternehmen zu stärken.
Die neue Realität der internationalen Handelsbeziehungen
Die Automobilindustrie muss sich auf eine neue Ära einstellen, in der politische Überlegungen und Menschenrechtsfragen die globalen Märkte zunehmend beeinflussen. Die Herausforderung, saubere und transparente Lieferketten zu gewährleisten, wird zu einem entscheidenden Faktor für den Erfolg in einem komplexen internationalen Umfeld.