25. September, 2024

Wirtschaft

US-Wirtschaft: Sinkendes Verbrauchervertrauen sorgt für Zinsfantasie

US-Wirtschaft: Sinkendes Verbrauchervertrauen sorgt für Zinsfantasie

Das unerwartete Zurückgehen des US-Verbrauchervertrauens und wachsende Sorgen um den Arbeitsmarkt haben zu verstärkten Spekulationen über aggressive Zinssenkungen geführt. Dies ließ die Renditen von US-Staatsanleihen, den Dollar und die Aktienfutures vor Handelsbeginn am Mittwoch fallen.

Basierend auf den Arbeitsmarktsignalen aus der Verbraucherumfrage vom Dienstag erwarten die Märkte nunmehr zu 80 % eine Senkung der Leitzinsen um weitere 50 Basispunkte durch die Federal Reserve bei ihrer nächsten Sitzung – nur wenige Tage nach der Präsidentschaftswahl im November. Nach einer soliden Auktion neuer Wertpapiere am späten Dienstagabend erreichten die zweijährigen Staatsanleihen erstmals seit zwei Jahren fast die Marke von 3,5 %.

Die einhergehende „bull steepening“ der Zinsstrukturkurve, bei der sich die zweijährigen Renditen stärker verringern als die zehnjährigen, weitet die Spanne zwischen den beiden auf über 20 Basispunkte aus – ein Niveau, das zuletzt im Juni 2022 erreicht wurde.

Diese Situation belastete den Dollar-Index, der nun knapp über seinem Jahrestief liegt. Die überraschende Verschlechterung der Wachstumsaussichten zog außerdem die US-Aktienfutures von ihren Rekordhöhen vor dem Glockenschlag am Mittwoch nach unten. Auslöser der Turbulenzen war der neueste Konsumentenreport der „Conference Board“, der den größten Rückgang des Vertrauens seit drei Jahren im September aufgrund wachsender Arbeitsmarktsorgen zeigte.

Der Anteil der Haushalte, die Arbeitsplätze als „reichlich vorhanden“ sehen, sank auf den niedrigsten Stand seit März 2021. Der sogenannte Arbeitsmarktdifferenzialwert der Umfrage, der basierend auf den Meinungen der Befragten berechnet wird, ob Jobs reichlich vorhanden oder schwer zu bekommen sind, fiel auf 12,6 – der niedrigste Wert seit 3,5 Jahren.

Auch weltweit wuchs der Druck auf die Zinspolitik. China folgte seinem monetären Lockerungsschub – bestehend aus Hypothekenzinssenkungen und Anreizen zum Aktienkauf – mit einer deutlichen Senkung seines mittelfristigen Darlehenssatzes um 30 Basispunkte.

Chinesische Aktien und der Yuan setzten ihren Aufwärtstrend fort, letzterer erreichte ein neues 16-Monats-Hoch aufgrund der Hoffnungen auf umfangreiche Stimulierungsmaßnahmen. Internationale Investoren bleiben jedoch zurückhaltend und sehen die Kreditlockerung nur als initialen Schritt, der durch ernsthafte fiskalische Maßnahmen im Immobiliensektor ergänzt werden muss.

Während der Yuan durch die tiefen Zinssenkungen unerwartet zulegte, scheint dies mehr mit den Hoffnungen auf Wachstumsanstieg und Aktienmarktstimulus zusammenzuhängen. Auch die Renditen chinesischer Staatsanleihen stiegen.

Allerdings beschränkt sich Chinas Problemfeld nicht nur auf den Immobilienmarkt. Peking drängte die Vereinigten Staaten am Mittwoch, die „unvernünftige Unterdrückung“ ihrer Unternehmen zu beenden, als Reaktion auf Vorschläge, chinesische Software und Hardware aus Sicherheitsgründen von US-Straßen zu verbannen.

Europa würde von einer Erholung der chinesischen Nachfrage stark profitieren. Die jüngsten Geschäftsumfragen aus Deutschland und der Eurozone zeigten besorgniserregende Rückgänge im Geschäfts- und Fertigungssektor.

Dementsprechend steigen auch die Erwartungen an eine erneute Zinskürzung der Europäischen Zentralbank, die auf über 50 % geschätzt wird. Der Euro flirtet mit einem Jahreshoch von 1,12 USD gegen den schwächelnden Dollar. Eine aktuelle Studie der EZB verdeutlichte, dass die Lohnsteigerungen in der Eurozone nachlassen, was zur weiteren Inflationsdämpfung beiträgt.

Auch die schwedische Zentralbank blieb nicht untätig und senkte den Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf 3,25 %. Dies ist bereits die dritte Senkung in diesem Jahr. Die Australische Zentralbank hielt sich diese Woche zwar zurück, dürfte aber durch den Rückgang der australischen Gesamtinflation in die Zielzone ermutigt worden sein. Die Schweizerische Nationalbank plant ebenfalls eine erneute Senkung.

Im Gegensatz dazu signalisierte die britische Zentralbank, dass sie keine eiligen Zinssenkungen plane, was auch das britische Pfund weiter antrieb.

In anderen Nachrichten zeigte die jüngste US-Wahlumfrage einen knappen Vorsprung für die Demokratin Kamala Harris, die mit 47 % Unterstützung vor Donald Trump (40 %) liegt.

In Unternehmensmeldungen verlor SAP 3,6 % an Börsenwert, nachdem berichtet wurde, dass das deutsche Softwareunternehmen in den USA wegen mutmaßlicher Preisabsprachen untersucht wird.

Wichtige Ereignisse, die den US-Markt am Mittwoch beeinflussen könnten:

- US-Neubauverkäufe im August

- Vortrag von Fed-Gouverneurin Adriana Kugler

- US-Unternehmensgewinne: Costco, Micron Technology

- US-Finanzministerium verkauft 70 Milliarden USD in 5-jährigen Anleihen und versteigert 2-jährige variabel verzinste Anleihen

- Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York