17. Oktober, 2024

Wirtschaft

US-Wirtschaft in der Schwebe: Zinsdebatte trotz starkem Wachstum

US-Wirtschaft in der Schwebe: Zinsdebatte trotz starkem Wachstum

Die ökonomischen Indikatoren der USA strahlen zurzeit im besten Licht. Die Löhne steigen, die Aktienmärkte verzeichnen Gewinne, und die Arbeitsplatzschaffung zeigt sich stark. Die Kreditverfügbarkeit bleibt hoch, was einigen Beobachtern Anlass zu feierlichen Vergleichen mit einer "Goldlöckchen-Wirtschaft" gibt. Doch bei genauerem Hinsehen gleicht das Klima eher einer heißen Suppe des Papa Bärs.

Trotz dieser robusten Entwicklung scheint die Federal Reserve entschlossen, das Wachstumsfeuer weiter anzuheizen – durch behutsame Zinssenkungen, wie von Vorsitzendem Jay Powell signalisiert wurde. Doch fragt sich, warum überhaupt gesenkt werden sollte, wenn das Wachstum schon so stark ist.

Eine potenzielle Alarmglocke für die Wirtschaft ist die hartnäckig hohe Kerninflation, die laut dem jüngsten Verbraucherpreisindex 3,3 Prozent erreicht. Diese Zahl, die volatile Nahrungsmittel- und Energiepreise ausschließt, knüpft an einen Anstieg der Energiekosten an, welcher durch die eskalierende politische Lage im Nahen Osten befeuert wird. Auch die Verbrauchererwartungen für die Inflation steigen, wie die University of Michigan ermittelte.

Die Hauptrechtfertigung für weitere Zinssenkungen sei die angebliche Abkühlung des Arbeitsmarktes. Bei einer Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent und 254.000 neuen Arbeitsplätzen im September scheint diese Argumentation jedoch das rote Glühen der Vorjahre zu vergessen. Auch wenn Stimuli nötig wären – was derzeit nicht der Fall ist – gibt es keine Sicherheit, dass Unternehmen die geringeren Kosten für kreditfinanzierte Arbeitsplatzausweitungen nutzen würden.

Zinsreduzierungen sind auch als Unterstützung für den privaten Konsum im Gespräch. Doch die Verbraucher geben bereits kräftig aus. Die Verschuldung privater Haushalte hat den historischen Wert von 17,8 Billionen Dollar erreicht. Zinssenkungen würden nur das Kreditleben weiter befeuern und die Ersparnisse schmälern.

Der wahre Feind der Konsumenten ist nicht ein Mangel an Kredit, sondern die drohende Rückkehr der Inflation, die einkommensschwache Haushalte besonders hart trifft. Überdies waren hohe Immobilienpreise, die in den letzten fünf Jahren um über 50 Prozent gestiegen sind, mehr verantwortlich für die sinkende Erschwinglichkeit des Wohnens als die nach heutigen Maßstäben günstigen Hypothekenzinsen.

Zinsreduzierungen stellen auch eine Gefahr für die erzielten Spareinlagen-Renditen dar, die besonders Familien und Senioren in der aktuellen Lage etwas Verschnaufpause bieten. Zinssenkungen kämen hingegen vor allem risikofreudigen Kreditnehmern zugute, solange alternative Anlageformen höhere Renditen versprechen.

Befürworter von Zinssenkungen kritisieren jüngst, steigende Raten hätten den Banken eine riesige Gewinnspanne verschafft. Doch diese Sensationserlöse spiegeln teils eine Rückkehr zu normalen Zinsmargen wider, die während der Pandemie in den roten Bereich gefallen waren.

Die lautstarke Forderung nach Zinssenkungen, trotz der starken Wirtschaftsdaten, veranschaulicht die tief verwurzelte Vorstellung, dass niedrige Zinsen stets der Wirtschaft nützen. Indessen deuten diverse evidenzbasierte Studien auf das Gegenteil hin, da sie die negativen Begleiterscheinungen niedriger Zinsen wie Unternehmensübernahmen und Vermögensungleichheit hervorheben. Die Fed wäre also gut beraten, die Suppe nicht durch weitere Zinssenkungen zu verderben.