Die jüngst erlassenen US-Strafzölle auf mexikanische, kanadische und chinesische Waren haben im europäischen Automobilsektor nachhaltig für Erschütterungen gesorgt. Der Sektorindex der Autohersteller und Zulieferer verzeichnete einen Rückgang von 3,6 Prozent und fiel damit drastischer als sowohl der deutsche Leitindex DAX als auch der Eurozonen-Index EuroStoxx 50.
Dabei reichte die Verlustspanne in Deutschland von 2,4 Prozent bei Porsche AG bis zu drastischen 8,5 Prozent beim Automobilzulieferer Continental. Auch die deutschen Lkw-Hersteller Daimler Truck und Traton spürten merkliche Abwärtstendenzen. Im französischen Markt traf es die Aktien von Renault und den Zulieferer Valeo hart. Der Autoriese Stellantis in Italien musste einen Kursrückgang von 5,5 Prozent verkraften.
Präsident Donald Trump hält an den Maßnahmen gegen Waren aus Mexiko, Kanada und China fest. Die 25-prozentigen Strafzölle auf Güter aus Mexiko und Kanada haben am Dienstag ihre Gültigkeit erlangt. Diese neuen Zollbarrieren könnten Auslöser für einen drohenden nordamerikanischen Handelskonflikt werden, dessen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft nur schwer abzuschätzen sind. Zusätzlich wurden die Importzölle auf chinesische Waren von bereits beschlossenen 10 Prozent auf 20 Prozent angehoben.
Zahlreiche Automobilhersteller und -zulieferer, die Mexiko als kostengünstigen Produktionsstandort nutzen, sehen sich nun mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Besonders Volkswagen könnte durch die kanadischen Zölle betroffen sein, da sie in Puebla, Mexiko, über eines ihrer größten Fahrzeugwerke verfügen und im kanadischen Ontario den Bau einer Batteriezellfertigung für ihre US-amerikanischen E-Autofabriken planen.
Marktanalyst Stephen Innes von SPI Asset Management vergleicht die Zollpolitik der USA mit einer "Abrissbirne", die mittlerweile auch Europa erreicht habe. Investoren seien bereits nervös, die neuen Herausforderungen könnten weiteren Gegenwind bedeuten.
Mit einem Hinweis auf die gestiegene Nervosität der Anleger erklärt Jim Reid von der Deutschen Bank den sprunghaften Anstieg des VIX-Index, der als Angstbarometer auf einem Jahreshoch notiert. In Phasen sinkender Risikobereitschaft ziehen Investoren sich typischerweise aus konjunktursensiblen Branchen wie dem Automobilsektor zurück.
Bezüglich der hohen Verluste bei Continental merkte David Lesne von UBS an, dass einige Investoren durch die konservativen Jahresziele des Unternehmens enttäuscht sein könnten. Trotz allem sieht er in der Möglichkeit, zu Beginn des Jahres defensiv zu planen, eine kluge Taktik, um später eventuell positive Überraschungen zu liefern.