16. September, 2024

Wirtschaft

US Steel: Grünes Licht für Nippon-Kauf nach Wahl möglich

US Steel: Grünes Licht für Nippon-Kauf nach Wahl möglich

Gewerkschaftlich organisierte Stahlarbeiter blockieren derzeit effektiv den Kauf von US Steel durch Japans Nippon Steel, wodurch dem geschrumpften amerikanischen Branchenriesen keine guten Optionen bleiben. Laut US Steel-CEO David Burritt müsste das Unternehmen ohne die Übernahme Gewerkschaftswerke schließen und von Pittsburgh in einen gewerkschaftsfreien Südstaat umziehen.

Das gesamte Geschehen wird jedoch durch Wahlkampftaktiken verzerrt. Sollte Nippon die Geduld mit den amerikanischen Eigenheiten nicht verlieren, besteht weiterhin eine Möglichkeit für den Abschluss des Geschäfts. Präsident Joe Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump äußern sich momentan gegen das Geschäft. Diese Haltung könnte sich nach der Wahl und dem Abklingen der politischen Auswirkungen jedoch ändern.

US Steel suchte im vergangenen Jahr nach einem Käufer, um auf einem von riesigen chinesischen Produzenten dominierten Markt zu expandieren. Das inländische Unternehmen Cleveland-Cliffs bot 7,4 Milliarden Dollar, während Nippon ein Angebot von 14,9 Milliarden Dollar vorlegte. US Steel akzeptierte dieses weitaus überlegene Angebot und rechnete mit einem Abschluss des Geschäfts im Jahr 2024.

Die Gewerkschaft der Stahlarbeiter bevorzugte jedoch das Cleveland-Cliffs-Angebot, da sie glaubte, dass es bessere Sicherheit für Gewerkschaftsarbeitsplätze biete. Sie sah das Nippon-Angebot lediglich als symbolisches Engagement.

In einem Versuch, das Geschäft zu blockieren, deutete Biden an, dass US Steel amerikanisch bleiben solle. Antitrust-Maßnahmen greifen jedoch nicht bei Fusionen mit ausländischen Unternehmen. Daher setzt Biden auf den Ausschuss für Auslandsinvestitionen (CFIUS), der entscheidet, ob ausländische Übernahmen eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen.

US Steels Aktienkurs sprang im Dezember auf die Nachricht, dass Nippon das Unternehmen kaufen möchte, fiel jedoch im März, als Biden seine Opposition äußerte. Ende August sackten die Aktien weiter ab, nachdem bekannt wurde, dass CFIUS das Geschäft blockieren könnte.

Japan ist ein enger Verbündeter der USA, und die Annahme, dass es die Lieferung von Stahl in einer Notlage bedrohen könnte, erscheint fragwürdig. Doch CFIUS ist ein undurchsichtiges Gremium, das eine nationale Sicherheitsbegründung liefern kann, wenn es politisch erforderlich wird. Und für Biden und Harris sind solche Entscheidungen möglicherweise entscheidend, vor allem in Hinblick auf Arbeitsplätze in Pennsylvania, die Wahltaktisch von großer Bedeutung sind.

Nach der Wahl könnte der Einfluss der Gewerkschaft jedoch abnehmen, was einen neuen Weg für den Nippon-Kauf eröffnen könnte. Es gibt zahlreiche Präzedenzfälle für ausländische Übernahmen, die letztlich doch durchgehen.

Sollte Nippon weiterhin am Kauf interessiert sein, müsste es wahrscheinlich neue Zusagen machen, um Gewerkschaftsarbeitsplätze zu schützen. Kürzlich gab Nippon Pläne zur Investition von 1 Milliarde Dollar in US Steels Werk in Pennsylvania und 300 Millionen Dollar in das Werk in Indiana bekannt, möglicherweise als Anzahlung auf weitere Zugeständnisse.

Ein Sieg von Harris im November könnte ebenfalls entscheidend sein. Sollte Harris gewinnen, Nippon Zugeständnisse machen und die Gewerkschaft sich anschließen, könnte Bidens CFIUS eine Änderung im Geschäft vornehmen, um die nationalen Sicherheitsbedenken zu zerstreuen und die Übernahme in der Amtszeit nach der Wahl genehmigen.

Trump hingegen bleibt fest gegen die Übernahme. Seine „America First“-Agenda lehnt ausländisches Engagement in der US-Wirtschaft prinzipiell ab.

Das Angebot von Cleveland-Cliffs könnte ebenfalls kein Ausweg sein, da das Unternehmen im Juli Pläne zur Übernahme des kanadischen Stahlherstellers Stelco für 2,8 Milliarden Dollar ankündigte und damit momentan konsolidiert ist.

Sollte Nippon sich schließlich zurückziehen, könnte Burritts Drohung, das Unternehmen zu verlagern und zu de-unionisieren, getestet werden. Das Risiko, das die Gewerkschaft eingeht, ist hoch. Für alle Beteiligten könnte der kluge Schritt darin bestehen, ein paar Monate abzuwarten und nach der Wahl zu sehen, welche Veränderungen eintreten.