21. Dezember, 2024

Technologie

US-Regierung erwägt Zerschlagung von Google: Ein Präzedenzfall im Kartellstreit?

US-Regierung erwägt Zerschlagung von Google: Ein Präzedenzfall im Kartellstreit?

Die US-Regierung erwägt, das Technologieunternehmen Google wegen kartellrechtlicher Verstöße im Bereich der Online-Suche möglicherweise aufzuteilen. Damit würde der bislang kühnste Vorstoß unternommen, um eine der mächtigsten Technologiefirmen der Welt zu zähmen.

Das US-Justizministerium prüft verhaltens- und strukturelle Maßnahmen, die Google daran hindern sollen, über Produkte wie den Chrome-Browser, den Play App-Store und das Android-Betriebssystem seiner Suchmaschine einen unzulässigen Vorteil zu verschaffen, wie aus einem am Dienstag eingereichten Gerichtsdokument hervorgeht.

Darüber hinaus könnten die Ankläger von Google verlangen, Nutzerdaten mit Wettbewerbern zu teilen und die Nutzung von Suchergebnissen zur Entwicklung neuer generativer KI-Modelle und -Produkte einzuschränken.

Seit über einem Jahrzehnt dominiert Google die populärsten Vertriebskanäle, wodurch Wettbewerber kaum Anreize haben, um Nutzer zu konkurrieren, so das Justizministerium. Eine umfassende Abhilfe erfordere nicht nur die Beendigung der aktuellen Google-Kontrolle, sondern auch sicherzustellen, dass dies in Zukunft nicht erneut geschieht.

Das Ministerium identifizierte vier Bereiche, die adressiert werden müssen: Suchverteilung und Umsatzbeteiligung, Generierung und Anzeige von Suchergebnissen, Werbeskalierung und -monetarisierung sowie Datenerfassung und -nutzung.

Google kritisierte die Vorschläge scharf als "radikal und weitreichend" und warnte vor deren Bedrohung für Verbraucher, Unternehmen und die Wettbewerbsfähigkeit der USA.

Die Aktien der Muttergesellschaft Alphabet blieben im nachbörslichen Handel nahezu unverändert und sind in diesem Jahr um 19 Prozent gestiegen, was dem Unternehmen einen Marktwert von 2 Billionen US-Dollar verleiht.

Der Antrag des Justizministeriums umfasst 32 Seiten und ist ein erster Vorschlag, der Änderungen unterworfen sein könnte. Nach einer Aussage des Richters Amit Mehta im August, der Google als "Monopolisten" bezeichnete, wird die nächste Phase des Prozesses fortgesetzt, um die Sanktionen für Google festzulegen.

Am 20. November und 20. Dezember sollen das Justizministerium und Google ihre vorgeschlagenen Urteile und Zeugenlisten einreichen. Anhörungen sind für April geplant, mit einer Entscheidung bis August 2025. Google plant, bis zum Supreme Court zu gehen, was Jahre dauern könnte.

Neben möglichen Abspaltungen könnten die Ankläger auch ein Verbot von Exklusivverträgen in Betracht ziehen, insbesondere der 20 Milliarden Dollar, die Google jährlich an Apple zahlt, sowie "Nichtdiskriminierungs"-Maßnahmen für Google-Produkte wie Android.

Das Ministerium erwägt zudem, Google zur Datenfreigabe zu zwingen, um unlauter erlangte Wettbewerbsvorteile zu beseitigen. Bei Datenschutzbedenken könnte Google an der Speicherung nicht teilbarer Daten gehindert werden.

Die Staatsanwaltschaft sieht auch die potenziell störenden Auswirkungen von KI auf die Online-Suche. Sie befürchten, dass Google seine Marktstellung nutzen könnte, um seine KI-Funktionen zu fördern und will, dass Websites die Möglichkeit haben, sich vom Training ihrer KI-Modelle auszuschließen.

Die Dominanz von Google in Bezug auf Suchtextanzeigen müsse ebenfalls behandelt werden, indem die Eintrittsbarrieren für potenzielle Konkurrenten gesenkt oder eine Lizenzierung der Anzeigen-Feeds unabhängig von den Suchergebnissen ermöglicht wird.

Der Fall könnte der bedeutendste kartellrechtliche Sieg des Justizministeriums seit der Zerschlagung von Microsoft vor 24 Jahren sein. Allerdings wurde jenes Urteil später aufgehoben, was den aktuellen Google-Prozess zu einer zweiten Chance für eine grundlegende Zerschlagung eines Tech-Riesen macht.

Das Ergebnis des Verfahrens wird eine entscheidende Prüfung für Jonathan Kanter sein, der einer verschärften Durchsetzungspolitik als Leiter der kartellrechtlichen Abteilung des Justizministeriums vorsteht. Kanter hat auch Klagen gegen Apple und Googles Werbetechnologie-Geschäft eingeleitet, während FTC-Vorsitzende Lina Khan Amazon und Meta herausfordert.

Diese Einreichung folgt auf andere juristische Rückschläge für Alphabet, zuletzt durch ein Urteil eines kalifornischen Richters, der Google dazu veranlasst hat, sein Android-Betriebssystem für Wettbewerber zu öffnen.