Die Federal Reserve steht aufgrund anhaltender Inflationssorgen und Unsicherheiten in der Fiskal-, Zoll- und Einwanderungspolitik vor herausfordernden Entscheidungen. In einer vielbeachteten Rede ließ Fed-Chef Jerome Powell jedoch nur wenige Hinweise auf den künftigen Kurs der Notenbank erkennen. Er betonte, dass die Wirtschaft nach wie vor robust sei und es keinen dringenden Bedarf für weitere Zinssenkungen gebe.
Powell, dessen aktuelle Amtszeit noch 18 Monate läuft, vermied es, sich zu den potentiellen politischen Entscheidungen der neu ins Amt kommenden Trump-Administration zu äußern. Die Präsidentschaftswahlen haben die Republikaner mit klarer Mehrheit im Kongress gestärkt, was zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen könnte. Powell betonte, dass er politische Diskussionen meiden wolle, insbesondere in Hinblick auf mögliche Zollanhebungen und Einwanderungsbeschränkungen.
Trotz eines unerwartet hohen Produzentenpreisberichts für Oktober und rückläufiger Arbeitslosenzahlen blicken die Finanzmärkte zunehmend skeptisch auf weitere Zinssenkungen. Analysten geben derzeit einer Zinssenkung im kommenden Monat nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 60 %. Die Erwartungen für weitere Senkungen im kommenden Jahr sind ebenfalls gedämpft, da einige Ökonomen nicht davon ausgehen, dass die Fed-Zinssätze in diesem Zyklus wieder unter vier Prozent fallen werden.
Die aktuellen Renditen von Einjahres- und Zweijahresanleihen liegen knapp unter 4,4 %, während die zehnjährige Benchmark-Rendite nahe einem Fünfmonatshoch von 4,45 % rangiert. Die Inflationserwartungen für zwei Jahre sind mit 2,5 % ebenfalls über dem 2 %-Ziel der Fed.
Angesichts steigender Zinsen wuchsen die Mittelmarkt-Fondsvermögen allein in der letzten Woche um über 100 Milliarden Dollar auf einen Rekordwert von 6,67 Billionen Dollar an. Gleichzeitig stockte der Anstieg der Wall Street-Aktien nach den Wahlen, und der Dollar verzeichnete seinen ersten Tagesverlust seit über einer Woche.
Blickt man auf andere wichtige Weltwirtschaften, so gibt es Unsicherheiten hinsichtlich eines potenziellen globalen Handelskriegs. Die jüngste wirtschaftliche Lageeinschätzung Chinas zeigte gemischte Ergebnisse mit schwachen industriellen, aber guten Einzelhandelswachstumsdaten im letzten Monat. Trotzdem belasteten mögliche US-Zollerhöhungen und Enttäuschungen über Stimuli sowie Sorgen im Immobiliensektor weiterhin die chinesischen Aktienmärkte.