01. Oktober, 2024

Wirtschaft

US-Dockarbeiterstreik: Ein Spiel der Macht und Konsequenzen

US-Dockarbeiterstreik: Ein Spiel der Macht und Konsequenzen

Der US-Dockarbeiterstreik, der am Dienstag begann, könnte nicht nur Ungewissheit in die Präsidentschaftskampagne 2024 bringen, sondern auch ein neues Gefühl der Unsicherheit rund um die US-Wirtschaft erzeugen. Die Auswirkungen könnten vor allem in wichtigen Swing-States wie Georgia und Michigan spürbar werden. Ein Großteil der Unsicherheit hängt davon ab, wie deutlich und wie lange die Auswirkungen spürbar sein werden, da die Hafenarbeiter an den Ost- und Golfküsten ihre Arbeit niedergelegt haben. Ryan Petersen, Gründer und CEO von Flexport, warnte kürzlich, dass, sollte der Streik länger als eine Woche anhalten, massive Kaskadeneffekte entstehen könnten. Bis zu 15 Prozent der weltweiten Containerschiffe könnten betroffen sein, was eine erhebliche Kapazitätsreduktion darstellen würde. Ein längerer Streik in Großhäfen wie Georgia und North Carolina könnte das wirtschaftliche Unbehagen der Amerikaner zusätzlich verstärken, da die Verhandlungen über eine komplexe Reihe von Lohn- und Automatisierungsfragen ins Stocken geraten sind. Dies wirft auch Fragen darüber auf, wie Kamala Harris und Donald Trump den Streik angehen werden, insbesondere da die jüngste Aufmerksamkeit auf andere Themen wie die Folgen des Hurrikans Helene gerichtet war. Trumps bemüht sich derzeit intensiv darum, Unterstützung von Gewerkschaften zu gewinnen. Wirtschaftliche Probleme könnten sich schnell auf andere Teile des Landes ausbreiten, wie z. B. auf Michigan, falls Lieferungen von Autos und Autoteilen aufgehalten werden. Experten vermuten, dass Präsident Joe Biden direkt in den Konflikt hineingezogen werden könnte und möglicherweise gezwungen sein wird, Maßnahmen zu ergreifen, um die Arbeiter vorübergehend wieder an die Arbeit zu bringen. Bradley Saunders von Capital Economics vermutet, dass Biden, so kurz vor den Wahlen, wenig Wahl haben wird, außer das Taft-Hartley-Gesetz anzuwenden, um einen 80-tägigen "Abkühlungszeitraum" einzuleiten. Das Weiße Haus hat jedoch erklärt, dass solch eine Maßnahme derzeit nicht in Betracht gezogen wird. Am vergangenen Freitag trafen sich Verkehrsminister Pete Buttigieg, amtierende Arbeitsministerin Julie Su und der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrates Lael Brainard mit dem Hafenbetreiber United States Maritime Alliance, um eine faire und schnelle Verhandlung zu fordern. Ein ähnliches Anliegen wurde auch der Gewerkschaft vermittelt. Die entscheidende Frage bleibt nun, welche Rolle die Biden-Harris-Administration letztlich spielen wird. Obwohl der Einsatz von Exekutivgewalt nicht auf dem Tisch liegt, sagen mehrere Experten, dass das Weiße Haus bald handeln muss. Jason Miller, Professor für Supply Chain Management an der Michigan State University, hält es für wahrscheinlich, dass das Taft-Hartley-Gesetz bald dienen muss. Auch wenn die Arbeiter ohne eine Einigung zwangsweise zurückkehren, gibt es keine Garantie für einen reibungslosen Betrieb während dieser 80 Tage. Wirtschaftlich wichtige Häfen könnten betroffen sein, besonders solche in Savannah und Wilmington, die in entscheidenden Swing-States liegen. Auch kleinere Häfen wie Brunswick und Morehead City bereiten bereits Notfallpläne vor. Tobin Marcus von Wolfe Research warnte, dass der Streik zu einer "Oktober-Überraschung" werden könnte und ein großes Problem für Harris darstellen könnte, sollte er sich in die Länge ziehen. Bisher hat der Streik jedoch nur wenig Aufmerksamkeit auf dem Wahlkampfpfad erlangt, auch wenn die Kandidaten häufig in der Nähe dieser Häfen unterwegs sind. Trump besuchte vergangene Woche Savannah, erwähnte jedoch den Arbeitskonflikt nicht. Die Harris-Kampagne und nationale Demokraten haben sich bislang ebenfalls kaum geäußert, könnten jedoch gezwungen sein, bald Position zu beziehen. Ein weiteres Element im politischen Spiel ist der Kampf um die Stimmen der Gewerkschaften. Donald Trump intensiveriert seine Bemühungen, traditionelle Stärken der Demokraten im Gewerkschaftssektor zu untergraben. Der Vorsitzende der Hafenarbeitergewerkschaft Harold Daggett hat in einem Video die Politik direkt thematisiert und seine Verhandlungsstrategie mit den Hafenbetreibern verdeutlicht. "Wo ist der Präsident der Vereinigten Staaten? Er kämpft nicht für uns," sagte Daggett und drohte mit einer kompletten Stilllegung der Häfen.