Die Zukunft der Beziehungen zwischen den USA und China ist ein Rätsel, das schwerer zu lösen ist denn je. Donald Trump, der designierte Präsident, zeigt eine Palette an widersprüchlichen Ansichten gegenüber China. Einerseits ist da der Trump, der Xi Jinping liebt und große Geschäfte mit starken Führern aushandeln will. Andererseits steht der strategische Konkurrent Trump, der sich durch China bei Covid und im bilateralen Handelsabkommen betrogen fühlt. Ob als Dealmaker oder Konkurrent – beide Facetten Trumps könnten zum Vorschein kommen.
Entscheidend könnte sein, ob Trump selbst die China-Politik lenken wird oder seine Berater das Steuer übernehmen. Während seiner ersten Amtszeit fokussierte Trump sich auf das Phase-One-Abkommen und nutzte Zölle gekonnt als Druckmittel. Seine Berater hingegen drängten auf wirtschaftliche Entkopplung und technologische Restriktionen. Im letzten Amtsjahr ließ Trump ihnen, besonders in Bezug auf Taiwan, größere Freiheiten. In Trumps zweiter Amtszeit werden die kompromisslosesten Nationalisten und Falken wieder ihre Stimme erheben. Potenzielle Schlüsselfiguren wie Marco Rubio und Mike Waltz sehen China als existenzielle Bedrohung an, während auch wirtschaftlich in China engagierte Persönlichkeiten wie Elon Musk eine Rolle spielen werden. Wer mit Trump am häufigsten spricht, wird entscheidend sein.
Die Spannbreite der möglichen Entwicklungen in den US-China-Beziehungen ist so groß wie nie zuvor. Szenarien reichen von einem großen Abkommen über Wirtschafts- oder Sicherheitsfragen bis hin zu einer Verschlechterung der Beziehungen, die in einem militärischen Konflikt enden könnte. Dabei werden drei zentrale Themen im Fokus stehen. Beim Handel werden Zölle früh und häufig zur Sprache kommen, und Trump hat versprochen, sie gegebenenfalls als Taktik zu nutzen, um China zu treffen. Peking könnte mit Zurückhaltung nach einem Abkommen suchen oder sich jedweder Form der Vergeltung widmen. Ein Handelskrieg könnte allen Beteiligten erheblichen Schaden zufügen.
Bei der Taiwan-Frage ist die Spannungsbreite besonders beunruhigend. Während Taiwan als globale Angelegenheit wahrgenommen wird, sieht Trump dessen Bedeutung für die USA skeptisch. Für ihn könnte Taiwan ein Verhandlungselement sein. Trumps Berater sind darauf bedacht, Taiwan zu umarmen, was schnell zu einer Krise führen könnte.
Was den strategischen Wettbewerb betrifft, fehlt Trump die ideologische Verankerung seiner Berater, die teils für einen Regimewechsel plädieren. Neue Exportkontrollen gegen chinesische Industrien könnten eine umfassendere Technologieentkopplung einleiten.
Zwei Gewissheiten bestehen: Erstens, die Beziehungen werden wahrscheinlich verschlechtert. Zweitens wird China bestrebt sein, sich als Verteidiger der Globalisierung zu positionieren, während Trump die Welt mit Protektionismus und Isolationspolitik vor den Kopf stößt.