In einem aufsehenerregenden Prozess hat die russische Justiz einen US-Bürger zu 15 Jahren Straflager verurteilt. Dem Mann, einem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden eines Unternehmens für medizinische Ausrüstung, wurden Vorwürfe der Spionage gemacht. Der Fall wurde hinter verschlossenen Türen am Moskauer Stadtgericht verhandelt, wobei genaue Details der Anschuldigungen nicht öffentlich bekannt gegeben wurden. Russland steht damit erneut im internationalen Fokus, da die Anklage auf Verfolgung ausländischer Staatsangehöriger hinweist.
Bereits zuvor war der Verurteilte wegen Korruption ins Visier geraten. Ihm wurde vorgeworfen, als Vermittler bei Schmiergeldzahlungen an eine Mitarbeiterin des früheren Vize-Regierungschefs Arkadi Dworkowitsch involviert gewesen zu sein. Diese Vorwürfe führten im September 2022 zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe. Überraschend folgte im August 2023, kurz vor seiner geplanten Freilassung, die Anklage wegen Spionage.
Das Verurteilungsdrama fügt sich ein in eine Reihe von Spannungen zwischen Russland und den USA bezüglich inhaftierter Staatsbürger. Der Kreml strebt an, mehr russische Gefangene aus den USA zurückzuholen. Kritiker bezeichnen das Vorgehen der russischen Regierung als "Geiselnahmen", um dadurch Druck auf den Westen auszuüben. Der Kreml hingegen hält den USA ähnliche Vorgehensweisen vor und antwortet mit gegenseitigen Schuldzuweisungen.
Zuletzt führte Russland einen Gefangenenaustausch durch, der weltweit für Schlagzeilen sorgte. Der Prozess ermöglichte inhaftierten russischen Kriminellen die Rückkehr in ihre Heimat. Teil dieses Austausches waren, unter anderem, auch der verurteilte Journalist Evan Gershkovich und der in Berlin inhaftierte "Tiergartenmörder", deren Freilassung umfangreiche diplomatische Absprachen erforderte.