Investoren und Berater im US-Bankensektor bereiten sich auf eine neue Ära der Konsolidierung unter kleineren Kreditinstituten vor, um den großen Wall Street-Giganten die Stirn zu bieten. Die Aktienindizes von KBW, sowohl für Großbanken als auch für Regionalbanken, legten nach der Wahl von Donald Trump um über zehn Prozent zu, was den technologielastigen Nasdaq erheblich übertraf, der um drei Prozent stieg.
Während einige Bankaktien wie etwa those von Goldman Sachs aufgrund erwarteter höherer Beratungshonorare stiegen, profitierten insbesondere kleinere und mittelgroße Institute von der Aussicht auf eine liberalere Fusionspolitik. Bereits im letzten Monat schloss Old National Bancorp, eine regionale Bank aus Illinois und Indiana, einen Akquisitionsdeal über 1,4 Milliarden Dollar mit der Midwestern-Gruppe Bremer Financial ab.
Experten wie Bill Burgess von Piper Sandler sehen das "Do Not Enter"-Schild vor Fusionen verschwunden, insbesondere bei kleineren Banken, bei denen derzeit mehr Verkäufer als Käufer vorhanden sind. Die Zahl der US-Banken ist seit ihrem Höchststand in den 1980er Jahren stark zurückgegangen, jedoch gibt es immer noch über 4.000, von denen die Mehrheit sich als lokale Anbieter mit geringen Vermögenswerten etabliert hat.
Mittlerweile erwarten Experten, wie Bob Diamond von Atlas Merchant Capital, dass die Konsolidierung im regionalen Banksektor die Bankenzahl in den nächsten zwei bis drei Jahren auf 1.000 bis 2.000 verringern könnte, begünstigt durch steigende regulatorische und technologische Kosten sowie den fortwährenden Expansionsdrang von Branchenriesen wie JPMorgan Chase.
Zusätzlich sehen sich mittelgroße Banken mit Kapitalengpässen konfrontiert, da steigende Zinsen einige Portfolios unter Druck setzen. Währenddessen hat sich die Geschwindigkeit der Fusionen unter der aktuellen US-Regierung verlangsamt: Große Deals über 500 Millionen Dollar benötigen unter Präsident Biden durchschnittlich zehn Monate zur Schließung, wie Daten von S&P Global zeigen. Der Markt glaubt dennoch, dass Fusionen unter Trump wieder einfacher werden könnten, wie der Aktienanstieg von Discover Financial zeigt, welches sich kurz vor einer Fusion mit Capital One befindet.
Die Zurückhaltung vieler regionaler Banken, ihre Unabhängigkeit aufzugeben, ist auch in der Angst begründet, die lokale Gemeinschaft zu enttäuschen. Dies riskieren sie nicht nur mit Blick auf lokale Arbeitsplätze, sondern auch mit Rücksicht auf das Image, das frühere CEOs, wie Terrence Larsen von CoreStates, geprägt wurden, als sie für Gewinne ihre Heimatmärkte verließen.
Zusammenfassend sehen Berater zwar einen leichten Optimismus, doch die Lücke zwischen Käufer- und Verkäufererwartungen bleibt der entscheidende Hemmschuh. Die politische Agenda der Republikaner könnte darauf abzielen, die Konzentration des Marktes zu verhindern, indem sie allzu großen Fusionen einen Riegel vorschiebt. Experten wie Mitch Eitel von Sullivan & Cromwell warnen zudem davor, dass eine Trump-Regierung antimonopolistisch bleiben könnte, was die Herausforderungen für größere Bankentransaktionen aufrecht erhalten könnte.