30. Januar, 2025

Unternehmen

US-Banken verabschieden sich von Musks Twitter-Krediten

Elon Musk finanzierte die Übernahme von Twitter, heute X, auch mit Krediten großer Banken. Diese verkaufen die Darlehen jetzt – mit hohen Abschlägen und ungewöhnlich spät.

US-Banken verabschieden sich von Musks Twitter-Krediten
Banken wie Morgan Stanley und die Bank of America versuchen, X-Darlehen mit hohen Abschlägen zu verkaufen – ein Zeichen für die Unsicherheit am Markt.

Milliardenkredite unter Druck

Elon Musk, der exzentrische Multimilliardär und CEO von Tesla, steht erneut im Rampenlicht. Diesmal sind es jedoch nicht seine Unternehmen, die die Schlagzeilen beherrschen, sondern die Kredite, die er für die Übernahme der Plattform Twitter – inzwischen in „X“ umbenannt – aufgenommen hat.

US-Banken wie Morgan Stanley und die Bank of America planen, Kredite in Höhe von bis zu drei Milliarden US-Dollar, die sie Musk für den Kauf bereitgestellt hatten, weiterzuverkaufen.

Der Verkauf dieser Darlehen, wie Insider berichten, erfolgt mit erheblichen Abschlägen: Die Verbindlichkeiten sollen zu Preisen zwischen 90 und 95 Cent pro Dollar angeboten werden.

Üblicherweise veräußern Banken solche Kredite unmittelbar nach Abschluss eines Deals, doch im Fall von X hat sich der Prozess ungewöhnlich lange hingezogen – ein Symptom für die schwierigen wirtschaftlichen Aussichten der Plattform.

Twitter wird X – und die Probleme wachsen

Im Oktober 2022 hatte Musk Twitter für rund 44 Milliarden Dollar übernommen. Finanziert wurde der Kauf durch eine Kombination aus Tesla-Aktienverkäufen und Krediten von sieben Großbanken, darunter Morgan Stanley.

Nach der Übernahme und Umbenennung in X kämpft die Plattform mit stagnierendem Wachstum und abwandernden Werbekunden.

Doch die Übernahme, die viele als Prestigeprojekt sahen, hat Musks Image als genialer Unternehmer nicht unbedingt gestärkt.

Seit der Übernahme ist der Wert der Plattform massiv unter Druck geraten. Musks inhaltliche Neuausrichtung, die unter anderem die Rückkehr kontroverser Nutzer und weniger strenge Moderationsrichtlinien beinhaltete, führte dazu, dass zahlreiche Werbekunden absprangen.

Das frühere Twitter ist seitdem nicht mehr börsennotiert, was den Zugang zu Finanzkennzahlen für Investoren erschwert.

„Unser Umsatz ist nicht beeindruckend, und wir kämpfen, um über die Runden zu kommen“, zitierte das Wall Street Journal kürzlich aus einer internen E-Mail von Musk an seine Mitarbeiter.

Obwohl der US-Wahlkampf die öffentliche Aufmerksamkeit für X wiederbelebt hat, ist das Nutzerwachstum ins Stocken geraten.

Warum die Banken unter Druck stehen

Die aktuellen Probleme der Banken gehen über Musk hinaus. Die Kredite an X sind Teil eines breiteren Dilemmas: Viele dieser Darlehen wurden in einer Phase niedriger Zinsen vergeben, in der solche Finanzierungen günstig und risikofreudig waren. Doch mit den aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve hat sich die Lage drastisch verändert.

Banken sitzen heute auf Krediten in Milliardenhöhe, die sie nicht wie geplant weiterverkaufen können, da Investoren in einem Umfeld steigender Zinsen skeptischer gegenüber riskanten Anlagen sind. Dies gilt besonders für X, dessen wirtschaftliche Aussichten als unsicher gelten.


Lesen Sie auch:

Alphalink verkauft: Wenn Innovation auf Größe trifft
Einst als Gamechanger angetreten, endet Alphalinks Reise als eigenständiges Unternehmen schneller als erwartet. Die rumänische Krypto-Plattform xPortal übernimmt das junge Fintech – ein Deal, der weitreichende Folgen für die Branche haben könnte.

Hohe Abschläge als Warnsignal

Die geplanten Abschläge von bis zu 10 Prozent auf die Kredite sind ein deutlicher Hinweis auf die Herausforderungen, vor denen Banken und Investoren stehen.

„Die wirtschaftliche Unsicherheit bei X macht es für Banken schwer, Käufer für diese Verbindlichkeiten zu finden“, erklärt ein Insider.

Für Elon Musk bedeuten diese Verkäufe keine unmittelbare Bedrohung, da sie die Konditionen seiner Kredite nicht beeinflussen. Doch sie sind ein Zeichen dafür, dass die Banken nicht mehr bereit sind, das volle Risiko seines Unternehmens zu tragen.

Langfristige Konsequenzen für Musk und X

Die Frage bleibt, wie lange Musk und X in der aktuellen Form überleben können. Mit stagnierendem Nutzerwachstum, schwachem Umsatz und einem angeschlagenen Image ist die Plattform weit von der erhofften Renaissance entfernt.

Für die Banken wiederum ist der Fall X ein Lehrstück für die Risiken von Großkrediten in einer sich schnell verändernden Wirtschaft. Der Verkauf der Darlehen ist ein notwendiger Schritt, doch die Verluste, die sie dabei einfahren, könnten die Bereitschaft zur Finanzierung ähnlicher Deals in Zukunft dämpfen.